Am 7.12. hat Deloitte Deutschland eine Telefonkonferenz für Robo-Advisors organisiert. Dabei wurde eine Studie zu Asset-Allokationen und Portfoliooptimierungsmethoden vorgestellt, die international von Robo-Advisors genutzt werden. Deloitte stellt unter anderem mangelnde Transparenz fest (siehe hier).
Veraltete Methoden und kaum Transparenz
Interessant: Nur ein Drittel der analysierten Robo-Advisors publiziert Informationen zu den genutzten Methoden. Meistens, auch von großen Anbietern, wird die 66 Jahre alte sogenannte „Moderne Portfoliotheorie“ als Basis genannt. Als weitere Kategorien nennt Deloitte passive Strategien und etwas stärker als diese genutzte neuere Methoden wie „Risikoparität“.
Da die meisten Robo-Advisors erst in 2016 gegründet wurden, sind keine statistisch verlässlichen Aussagen zu den Performances der verschiedenen Methoden möglich. Brokervergleich macht zwar einen Performancevergleich deutscher Robo-Advisors (siehe hier), aber dabei Anlagestrategien mit unterschiedlichen Aktienallokationen verglichen. Dieser Vergleich wird daher kritisch gesehen.
Verbraucherschützer wollen aber Transparenz
In der Konferenz machte Deloitte auch einige Aussagen zu regulatorischen und rechtlichen Themen. Dabei wurde auch auf eine Initiative der Verbraucherzentralen verwiesen, die unter anderem verlangen, dass Robo-Advisors ihre Algorithmen offenlegen (siehe hier).
Meine Meinung: Einfach muss nicht schlechter sein
Eine einfache 50/50 Aktien/Anleihebenchmark ist oft nur schwer zu schlagen (siehe hier). Das gilt nicht nur für Robo-Advisors sondern auch für Mischfonds, Multi-Assetfonds und sogar Hedgefonds. Und das gilt auch für Fonds, die sich auf maschinelles Lernen oder künstliche Intelligenz berufen.
Komplexe Assetallokationen oder modernes Risikomanagement können aus Marketingsicht hilfreich sein, aber selbst professionelle Anleger können die hinter solchen Strategien steckenden Algorithmen oft kaum nachvollziehen. Das gilt besonders dann, wenn sie andere Inputdaten und/oder Restriktionen nutzen (siehe z.B. hier). Maschinelles Lernen kann aber für zielgerechtes Marketing (siehe Amazon & Co.) genutzt werden.
Meine Meinung: Forderungen nach Transparenz sind berechtigt
Die Initiative des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen ist nachvollziehbar: Wenn Anleger all ihr Geld in nur einen Fonds bzw. ein Portfolio anlegen, sollten sie deren Risiken möglichst detailliert kennen.
Allerdings müssen heute regulatorisch weder Investmentfonds noch individuelle Vermögensverwalter alle Details ihrer Anlagestrategien offenlegen. Deloitte meint daher, dass keine rechtlichen Sonderregelungen für Robo-Advisors zu erwarten sind.
Meine Meinung: Mehr Ehrlichkeit und Diversifikation
Robo-Advisors könnten trotzdem proaktiv möglichst viel offenlegen (siehe hier). Vor allem aber sollten sie vermeiden, als die Anbieter mit der einzig richtigen Geldanlage aufzutreten. Meine Firma Diversifikator mit ihrem einfachen most-passive Ansatz (siehe hier) geht noch weiter: Ich sage, dass ich nicht beweisen kann, dass diese Investmentphilosophie künftig immer die beste ist. Daher sollten Anleger diversifizieren. Das heißt aber auch, dass sie nicht unbedingt all ihr Geld nur einem einzigen Robo-Advisor, Vermögensverwalter oder Fonds geben sollten.
Nur geringe künftige ESG-Anforderungen erwartet
In der Konferenz kamen zwei weitere interessante Fragen auf. Erstens die nach einer möglichen Pflicht, künftig ESG (Environmental, Social, Governance) Angebote zu machen und zweitens die nach der Bedeutung persönlicher Beratung und der Zusammenarbeit mit traditionellen Vermögensverwaltern. Deloitte erwartet keine Pflicht, künftig ESG Angebote zu machen.
Meine Meinung: Proaktive ESG Angebote sind sinnvoll
Das erwarte ich auch (noch) nicht. Allerdings werden Anleger künftig wohl gefragt werden müssen, ob sie verantwortungsvolle Anlagen haben möchten. Auch ohne eine solche Frage nimmt die aktive Nachfrage auch von Privatanlegern nach ESG Angeboten zu. Daher sollten Robo-Advisors künftig proaktiv ESG-Lösungen anbieten (Hinweis in eigener Sache: Dabei kann meine Firma Diversifikator gerne helfen).
Bedarf nach persönlicher Beratung und Kannibalisierungsrisiko
Sogenannte hybride Lösungen, also die Kombination von persönlicher Beratung mit Onlineunterstützung, sind für viele Kunden wahrscheinlich ideal (siehe z.B. hier). Es gibt aber Anleger, die Beträge anlegen wollen, die für Anbieter persönlicher Beratung aus Kostengründen unattraktiv sind.
Die Grenze für profitable Beratung steigt aufgrund zunehmender Regulierung seit einiger Zeit. So bieten Banken Kunden mit Anlagebeträgen unter 250.000 Euro oft keine individuelle Beratung mehr an. Auch unabhängige Berater erwarten oft mindestens 100.000 Euro Anlagevolumen, während viele Robo-Advisors und Fonds schon mit kleinen Beträgen genutzt werden können.
Eine Kooperation von Banken und traditionellen Vermögensverwaltern mit Robo-Advisors wäre ideal, um hybride Lösungen und effiziente Lösungen für kleinere Anlagebeträge zu ermöglichen. Bisher haben aber viele traditionelle Anbieter noch Sorge, dass Robo-Angebote zu Lasten ihrer traditionellen Angebote gehen (sogenannte Kannibalisierung, siehe hier). Besonders kritisch sehen sie, dass Robo-Angebote oft nicht ihrer traditionellen Investmentphilosophie entsprechen (siehe hier).
Meine Meinung: Eine Diversifikation der Anlagephilosophie ist gut
Auch hier gilt mein Hinweis von oben: Traditionelle aber durchaus auch Robo-Advisors sollten Anlegern Angebote mit unterschiedlichen Investmentphilosophien (diskretionäre, quantitative und einfache passive Lösungen) machen.