Responsible (auch ESG für Environment, Social und Governance) Investing ist in Deutschland noch wenig verbreitet. Andererseits sind Deutsche führend bei ökologischen Themen wie Recycling, Nutzung von Solar- und Windenergie und Geothermie. „Grüne“ haben in Deutschland seit langem eine hohe Bedeutung. Der Grund für die geringe Akzeptanz von „verantwortlichen“ Kapitalanlagen scheint die Annahme zu sein, dass man mit „Responsible“ Investments nur geringe Renditen erwirtschaften kann oder hohe Verlustrisiken eingeht. In der Tat sprechen Skandale wie Prokon aber auch hohe Verluste mit Aktien seriöser Solarspezialisten für diese These. Auch in der Finanzkrise haben viele ökologisch als besonders gut geltenden Aktien überdurchschnittliche Kursverluste verzeichnet. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen aber etwas anderes. Vereinfacht zusammengefasst haben Aktien mit besonders guten ESG-Ratings keine nennenswert anderen Renditen oder Risiken als die durchschnittliche Aktie. Das spricht sehr stark für Responsible Investments. Im Detail zeigt sich, dass besonders ökologisch gute Aktien in der Vergangenheit oft wirklich nicht besonders attraktiv gewesen sind. Investments in als besonders gut im sozialen Bereich eingeschätzte Aktien kosten zumindest kaum Rendite. Und die Aktien von Unternehmen mit schlechter Unternehmensführung (Governance) zeigen gerade in Krisen, dass sie besonders Verlustanfällig sind. Das spricht dafür, dass Anleger Aktien mit guter Governance aber auch solche mit guten sozialen Ratings anderen Aktien vorziehen sollten. Aktienselektion nach ökologischen Kriterien muss allerdings kritisch hinterfragt werden. Aber vielleicht ist ja die ökologisch bessere Aktie in der Zukunft auch die mit dem geringeren Risiko. Die Reputationsrisiken für Investoren sollten jedenfalls geringer sein, wenn man solche Aktien ins Portfolio nimmt.