Neues ESG-Portfolio aus weltweiten Kern-Infrastrukturaktien ist attraktiv

Infrastrukturanlagen gelten besonders bei institutionellen Investoren seit einigen Jahren als sehr attraktiv (siehe www.prof-soehnholz.com/infrastruktur-aktien-zugang-anlageklasse-diversifikation/). Das weltweite Bevölkerungswachstum, ein hoher Erneuerungsbedarf für bestehende Infrastruktur und hohe Staatsschulden erfordern hohe private Investments und versprechen attraktive Anlagechancen.

Für die meisten Anleger ist aber eine direkte Beteiligung an Flughäfen, Glasfasernetzen und Stromtrassen unmöglich. Dafür sind zu hohe Anlagesummen erforderlich bzw. die Liquidität ist zu gering. Außerdem sind die Risiken solcher Anlagen durch lange Investmenthorizonte ziemlich hoch. Das gilt vor allem für Anlagen in Ländern mit unzureichender langfristiger Rechtssicherheit. Selbst für Anlagen in professionell gemanagte geschlossene Infrastrukturfonds oder -Dachfonds sind meist mehrere Millionen Euro Mindestinvestment erforderlich und es ist nicht einfach, gute Fonds zu identifizieren. Außerdem fallen für Anlagen in solche Fonds oft hohe Kosten an.

Infrastrukturaktien sind eine interessante Alternative. Allerdings kauft man sich neben dem spezifischen Unternehmens- und Managementrisiko damit zumindest teilweise auch das allgemeine Aktienmarktrisiko ein.

Durch den Kauf mehrerer Aktien kann man aber einfach ein global diversifiziertes und liquides Portfolio aufbauen. Es gibt jedoch nur relativ wenige Infrastrukturaktienfonds. Wenn man dann dazu noch ein Portfolio aus „verantwortlichen“ Aktien haben möchte, fand man bisher kein einziges Angebot.

Ich sehe verantwortliche Anlagen, bei denen nur Aktien mit akzeptablen ESG (Environment, Social und Governance) Charakteristika ins Portfolio kommen, als besonders attraktiv an (siehe www.prof-soehnholz.com/verantwortliche-esg-portfolios-brauchen-keine-outperformance-esg-etf-portfolio-mit-sehr-guter-performance/). Jetzt haben wir ein ESG-konformes Infrastrukturaktienportfolio entwickelt.

Dabei nutzen wir nur Aktien der Kategorie „Basic“ bzw. „Core“ Infrastruktur. Das sind Unternehmen, die vor allem auf sogenannte „Netze und Knoten“ fokussieren, die meist keine direkte Konkurrenz haben. Damit sind vor allem Strassen, Schienen, Wasser-, Energie- und teilweise auch Datentransportwege wie Funktürme und Satellitennetze aber auch Häfen und Flughäfen gemeint.

Anders als bei weiter gefassten Infrastrukturdefinitionen schliessen wir Unternehmen mit Schwerpunkt auf Energieproduktion (diese werden international meist als „Utilities“ bezeichnet) und auch solche mit Schwerpunkt Sozialinfrastruktur aus dem Portfolio aus. Beiden fehlen oft die monopolartigen Charakteristika von „Netzen und Knoten“ und für Sozialinfrastruktur wie Krankenhäuser und Altersheime sind außerdem sehr viel geringere Investments nötig, was sie stärker wettbewerbsabhängig macht.

Hinzu kommt, dass einige institutionelle Anleger ungern Sozialinvestments tätigen. Die Anleger wollen nicht in Zusammenhang mit möglichen Krisen oder Skandalen gebracht werden, die Menschen in solchen Sozialeinrichtungen betreffen können. Aus Klimaschutz ESG-Gründen schließen wir zusätzlich auch Kern-Infrastruktur-Unternehmen mit Fokus auf Öl- und Gas-Pipelines aus.

Das weitere Vorgehen ist identisch mit dem Vorgehen für andere ESG-Portfolios von Diversifikator (siehe www.prof-soehnholz.com/neues-passives-deutsche-aktien-esg-portfolio-fokus-auf-gute-unternehmensfuehrung/).

Die Titel werden konsequent nach ESG-Kriterien selektiert. Gutes Abschneiden bei ESG-Kriterien ist daher nicht nur ein Zusatzkriterium wie bei anderen Portfolios, die ESG-Kriterien nutzen. In solchen Portfolios können durchaus Wertpapiere enthalten sein, die nach ESG-Kriterien nicht besonders gut sind, weil das durch besseres Abschneiden bei anderen Kriterien kompensiert wird.

Auf Basis eines möglichst großen Universums von Aktien mit externen und damit einfach nachprüfbaren ESG-Scores (wir nutzen Daten von Asset4/Thomson Reuters) wird der folgende regelbasierte und optimierungsfreie Selektionsprozess genutzt:

Stufe 1 dient der Operationalisierung des Selektionsuniversums. Die Portfolios sollen sowohl für Anleger mit relativ geringen Anlagesummen als auch für institutionelle Anleger geeignet sein. Somit werden die nach Marktkapitalisierung kleinsten und die illiquidesten Aktien, solche mit geringem Streubesitz aber auch Aktien mit sehr hohen Kursen pro Einzelaktie (ein bekanntes Nicht-Infrastruktur Extrem ist die Berkshire Hathaway mit über 200.000 USD) ausgeschlossen. Weiterhin muss jeweils ein E, S und G Score bzw. Rating für die Aktien vorliegen.

Stufe 2 umfasst die Nutzung anerkannter ESG-„Ausschlußkriterien“. Das bedeutet, daß alle Unternehmen mit Aktivitäten in den Bereichen  Alkohol, Tabak, Glücksspiel, Erwachsenenunterhaltung, Kriegswaffen und Militärzulieferung, Atomenergie, Genetisch veränderten Organismen (GMO) und Tierversuchen ausgeschlossen werden. Das gilt auch für Unternehmen, deren Haupttätigkeit das Öl-, Gas-, oder Kohle-Geschäft ist.

Stufe 3 ist ein sogenannter „Best-in-Class“ Ansatz: Zugelassen werden nur Wertpapiere, die in Bezug auf Governance (G) mindestens zu den Top 50% des Anlagesegmentes gehören, denn gute Unternehmensführung bzw. Governance ist unseres Erachtens der wichtigste ESG Faktor. Außerdem werden Wertpapiere mit den niedrigsten 10% der E und S Scores ausgeschlossen.

Erst Stufe 4 ist eine klassisch „ökonomische“: Es werden nur Titel selektiert, die nicht zu den 25% der Aktien im Selektions-Universum mit den höchsten Verlusten in den letzten 12 Monaten gehört haben. Grund: Hohe Verluste gelten als Indikator für mögliche Probleme des Unternehmens und außerdem haben sich Aktien mit niedrigem Risiko in der Vergangenheit als besonders attraktiv erweisen.

In Stufe 5 werden Unternehmen aus weniger entwickelten Ländern ausgeschlossen. Der Hauptgrund dafür ist die oft mangelhafte langfristige Rechtssicherheit. Hinzu kommt, daß die Risiken von Kinderarbeit und ähnlichen nicht erwünschten Arbeitsbedingungen höher sind.

Da es sich bei Kern-Infrastrukturaktien um ein relativ kleines Universum in Bezug auf die Anzahl börsennotierter Aktien handelt, erfolgt eine Beschränkung auf maximal 30 Wertpapiere pro Segment. Es sollen aber immer mindestens 15 Titel in einem Portfolio enthalten sein, um eine gewisse Mindestdiversifikation zu erreichen.

Nach den Ausschlusskriterien der Stufen 1 und 2 gab es weltweit 37 (2007) bis 93 (2016) liquide Titel mit ESG Rating. Zum offiziellen Portfoliostart Anfang 2017 kommt nach allen fünf Selektionsstufen ein Portfolio mit 28 Aktien zustande. Das Start-Portfolio enthält 2 Flughafenbetreiber, 4 Eisen- bzw. U-Bahnbetreiber und 3 Autobahnbetreiber und 3 Hafenbetreiber. Hinzu kommen 5 Spezialisten für Wasserwerke und -Netze, 6 Spezialisten für erneuerbare bzw. Elektroenergie, 3 Betreiber von Telekommunikationsnetzwerken und 2 Infrastruktur-Generalisten. Die Unternehmen sind relativ breit über mehrere Länder verteilt. Mit 8 Aktien am  stärksten vertreten sind in Hongkong börsennotierte Unternehmen, die überwiegend in China aktiv sind.

Die Aktien werden zu Jahresanfang gleichgewichtet und zum nächsten Jahresbeginn wieder auf Gleichgewicht rebalanziert.

In der einfachen Rückrechnung auf Basis dieser Regeln zeigen sich sehr attraktive Rendite- und Risikocharakteristika. Vereinfacht zusammengefasst ergibt sich seit Anfang 2008 eine etwas niedrigere Rendite bei erheblich geringeren Risiken im Vergleich zu einem sehr breit gestreuten MSCI World All Countries ETF. Auch in den ersten Wochen seit dem Start hat sich das Portfolio sehr gut weiterentwickelt.

Alle Regeln, Portfoliobestandteile und Renditen sind transparent dokumentiert. Eine detaillierte Beschreibung und Begründung des Vorgehens findet sich in dem Dokument „Verantwortliche (ESG) Portfolios: Konzept und Rückrechnungen im „Archiv“ auf www.diversifikator.com.

Mit 1% p.a., von denen bis zu 75% bei kooperierenden Beratern verbleiben, bzw. sogar nur 0,25% p.a. für institutionelle Anleger wird das Portfolio sehr günstig angeboten. Für institutionelle Anleger liefert Diversifikator auch maßgeschneiderte Portfolios.

.