Infrastruktur ist eine ideale Anlageklasse: Jedes Land braucht Straßen, Schienen, Wasserwege, Stromtrassen, Gasleitungen, Telekommunikationsnetze etc.. Der Aufbau und Erhalt solcher Infrastruktur ist enorm teuer. Früher wurde das mit öffentlichen Mitteln das finanziert. Heute wird oft privates Kapital gesucht, weil es den meisten Staaten an Geld fehlt. Institutionelle Investoren beschäftigen sich schon länger mit dem Thema Infrastruktur. Schließlich sind enorme Summen für Infrastrukturprojekte nötig, die nur von sehr wenigen Investoren aufgebracht werden kann. Selbst sehr große institutionelle Investoren können es sich nicht leisten, ein nach Ländern und Infrastruktur-Segmenten diversifiziertes Portfolio von Mehrheits- (Kontroll)investitionen aufzubauen. Und Kontrolle ist bei Infrastrukturprojekten sehr wichtig, wie man am neuen Berliner Flughafen und anderen Großprojekten sieht. Institutionelle Investoren beteiligen sich daher meist indirekt an sogenannten geschlossenen Infrastrukturfonds oder auch Dachfonds. Eine andere Art der indirekten Investition ist der Kauf von Aktien von börsengelisteten Infrastrukturunternehmen. Davon gibt es weltweit laut Branchenklassifikationen knapp 2000. Etwa 300 dieser Unternehmen machen dabei den wesentlichen Teil ihres Geschäftes im sogenannten Kern-Infrastrukturbereich, also mit Transport-, Energie-, Wasser- und Telekommunikations-Netzen. Diese Unternehmen sind in der Regel hoch kapitalisiert (Large Caps) und ihre Aktien sind sehr liquide. Es gibt einige Infrastrukturindizes und ETFs, die allerdings recht unterschiedliche Renditen aufweisen. Das erklärt sich vor allem aus unterschiedlichen Definitionen von Infrastruktur. Nur wenige Indizes fokussieren ausschließlich auf Kern-Infrastruktur, also monopolartige Investment mit meist hohen und stabilen Ausschüttungen. Die meisten Indizes beinhalten auch klassische Energieerzeuger (Utilities), die eher volatile Ergebnisse und Ausschüttungen haben. Besonders die Indizes mit Fokus auf Kern-Infrastruktur zeigen sehr attraktive Rendite- und Risikocharakteristika, die sich deutlich von breiten Aktienindizes unterscheiden. Zugang zu Infrastruktur kann also durchaus in Form von Aktieninvestments erfolgen und bringt auch Diversifikationspotentiale für Portfolios mit sich. So wird das z.B. auch von Towers Watson eingeschätzt, einem der renommierten internationalen Investmentconsultant für institutionelle Anleger. Wahrscheinlich dauert es – wie oft bei neuen Entwicklungen – ein paar Jahre, bis auch deutsche Investoren die Attraktivität von Infrastrukturaktien erkennen.