Welche Internetseite für wen am wichtigsten ist, muss jeder selbst beurteilen. Die weiter unten genannten Seiten sind aber für alle interessant, die sich mit dem Thema Asset Allokation auf verschiedene Anlageklassen beschäftigen und dafür Daten und Tools suchen, die kostenlos zur Verfügung stehen. Kostenlos muss aber nicht schlecht heißen. Manche der Daten und Tools sind besser als vieles, was ich bisher bei Profis gesehen habe.
Kostenlose Daten ab 1871
Zunächst zu den Datenseiten. Wer viele und vor allem auch viele volkswirtschaftliche Daten sucht, ist bei der Federal Reserve Bank von St. Louis richtig. Sie wirbt mit über 500.000 internationalen Datenserien aus über 80 externen Quellen. Ich selbst arbeite allerdings nicht mit diesen Daten, weil ich sie für meinen prognosefreien Small-Data Ansatz nicht benötigte. Volkswirtschaftliche Daten sind zwar interessant, aber sie haben mir bisher kaum bei der Assetallokation geholfen. So ist schon die Prognose von zentralen Daten wie Zinsen, Wechselkursen und Ölpreisen schwierig. Beispielsweise werden seit sehr vielen Jahren steigende Zinsen prognostiziert, ohne dass diese bisher in nennenswertem Umfang gestiegen sind. Selbst wenn eine Datenprognose gelingen würde, gibt es kaum eindeutige Auswirkungen von einzelnen Datenänderungen auf Wertpapierpreise. Wertpapierkurse hängen von vielen Faktoren ab, von denen sehr viele schwer zu prognostizieren sind.
Meiner Ansicht nach sind Wertpapierpreisdaten aber hilfreich, um Verlustrisiken zu schätzen. Daher finde ich die Zeitreihen des Nobelpreisträgers Robert Shiller besonders interessant. Auf seiner Internetseite hat er für die USA monatliche Daten seit 1871 zusammengestellt und gibt neben Aktienkursen auch Unternehmensgewinne, Dividenden, Zinsen, Inflation und jährliche Hauspreise an.
Für die Analyse von Renditen von Aktien und Anleihen und Risikoprämien sind die jährlichen Daten von Aswath Damodar hilfreich, die ab 1928 zur Verfügung stehen.
Wer sich für die Performance von Faktoren wie Value und Small Cap interessiert, sollte die monatliche Faktorzeitreihe von Kenneth French nutzen, die ab 1920 zur Verfügung steht. Aber auch mit Hilfe dieser Quelle halte ich gute Risikoprämien- oder Faktorperformance-Prognosen für überaus schwierig.
Kostenlose Analysetools, die auch für Profis geeignet sind
Gute Daten alleine reichen den meisten Profis nicht, um gute Portfolios zu beurteilen oder gar zu entwickeln. Dazu braucht man auch „Werkzeuge“, sogenannte Tools.
Selbst für Profis ist es oft schwer, Multi-Asset Portfolios in unterschiedlichen Perioden zu beurteilen. Dazu ist der „Portfoliovisualizer“ besonders gut geeignet. Damit können nicht nur Asset-Allokations-Backtests gemacht werden, sondern zum Beispiel auch unterschiedliche Rebalanzierungs- und Markettimingvarianten getestet werden. Der Portfoliovisualizer eignet sich auch für die Erstellung klassischer Optimierungen und sogar für Simulationen und Faktoranalysen. Nachteil aus deutscher Sicht ist der Fokus auf US-Anlageinstrumente und den US Dollar.
„Portfoliocharts“ macht sehr gute grafische Analysen der Vergangenheitsperformances zahlreicher Anlageportfolios, z.B. eines sogenannten (David) „Swensen“ Portfolios oder eines „Ivy“ Portfolios, das große US Universitätsstiftungsanlagen nachbilden soll. Sehr anschaulich sind zum Beispiel die „Drawdown“-Charts. Besonders attraktiv finde ich die Heatmaps, mit denen man Anlegern sehr gut die Vorteile langfristiger Anlagen zeigen kann.
Wer anstatt mit US-amerikanischen und nicht immer völlig transparenten fremden Tools lieber mit transparenten Formeln bzw. Tabellenkalkulationen direkt arbeitet, sollte sich die Tools von Auer/Seitz ansehen. Diese sind gut für klassische Portfoliooptimierungen aber auch Value-at-Risk-Berechnungen geeignet und verfügen neben Derivate- und Anleihetools auch über einen Zufallsgenerator.
Für eigene Musterportfolios mit in Deutschland zum Vertrieb zugelassenen Wertpapieren kann man sehr gut die Tools auf www.morningstar.de nutzen.
Damit stehen Kapitalanlegern und ihren Beratern viele gute Daten und Tools zur Verfügung, mit denen sie Aussagen von Produktanbietern kritisch prüfen bzw. hinterfragen können.
Die Links zu den hier genannten Datenquellen und Tools findet man auf www.diversifikator.com über das „Detailmenu“ unter dem Punkt „Detaildokumente/Publikationen/Infoquellen“.