Mit mehr Mut zur Einfachheit könnten viel bessere Anlage-Ergebnisse erreicht werden

Anleger sollten mehr Mut haben: In den letzten 10 Jahren haben kapitalgewichtet-aggregierte Fonds gleichgewichtet-aggregierte Fonds  outperformt, was für gute Fondselektionsfähigkeiten von Anlegern spricht (s. Rekenthaler für US Fonds, wie die meisten der u.g. Studien). Die Outperformance kommt vor allem dadurch zustande, dass mehr Geld in günstige als in teure Fonds investiert wird (ETFs werden aber nicht explizit genannt). Anleger haben danach aber keine guten Asset Allokationsfähigkeiten: Investors „would be better off doing what they’re already doing with their fund selection and keeping their asset allocation rigorously, strictly strategic.“ Bei der Allokation sollten sie also vielleicht weniger mutig sein.

Profis scheinen die Allokation etwas besser als Laien hinzubekommen „Allocation funds fare better than the rest, because target-date funds have positive return gaps, but they are still negative.“  (s. Rekenthaler). In einem anderen Morningstar-Beitrag wird in Bezug auf das besonders schnell wachsende Segment von (Multi Asset) Target Return (Zielrendite) Fonds festgestellt, dass diese in den letzten Jahren enttäuschende Renditen bei höheren Risiken im Vergleich zu passiven Benchmarks geliefert haben. Das ist vor allem auf hohe Kosten aber auch auf schlechte Allokationen der Fonds zurückzuführen (s. Yang).

Objective Based Fonds setzen neben Target Return auf Einkommen (Income bzw. Dividenden), geringe Volatilität (Schwankungen) oder Inflationsschutz. In einer aktuellen Morningstar Studie zu diesen Fonds wird festgestellt: „A healthy number of funds accomplish their objective, though comparable blended indexes would do the same, and usually with higher returns and lower volatility.“

In einer anderen aktuellen Untersuchung zur Performance von Tactical Allocation Fonds stellt Delorme fest, dass über 5 Jahre kein einziger Fonds eine passive Benchmark risikoadjustiert geschlagen hätte und es über 10 Jahre auch nur sehr wenige Fonds geschafft hätten. Mehr Mut zu passiven Investments wäre wohl angebracht.

In Großbritannien wird bemängelt, dass zwei Drittel der Absolut Return Fonds ihren Anlegern in der analysierten Periode Verluste einbrachten. Die möglicherweise falschen Versprechungen dieser Fonds werden inzwischen von der britischen Finanzaufsicht untersucht (siehe „Das Investment“ vom 16.8. mit Verweis auf eine entsprechende Financial Times Meldung).

Der Technik-Thriller Autor Michael Crichton kritisiert sehr hohe Forschungskosten zur Analyse eines seiner Ansicht nach auf falscher Panik beruhenden Krebserregungsverdachtes durch Telefonleitungen. Das übertrage ich mutig auf die Geldanlage: Anleger haben zu viel Angst vor Verlusten. Dabei meine ich nicht kurzfristig orientierte Kleinanleger, die keine bzw. kaum Verluste verkraften können, sondern größere Anleger, die langfristig orientiert sein sollten. Es ist zumindest bei Researchern wohl bekannt, dass Garantien, sonstige Risikominderungsstrategien aller Art und eben auch (teures) aktives Portfoliomanagement Rendite kosten.

Weil diese Anleger zu viel Angst vor Verlusten bzw. Krisen haben, selbst wenn sie nur temporärer Art sind, und weil sie denken, das einfache passive Anlagelösungen sie nicht ausreichend vor Verlusten schützen, geben sie sehr viel Geld für Research, Beratung, aktives Fondsmanagement und indirekt auch für das Marketing von Fonds aus.

Wenn Anleger den Analysen von Morningstar folgen würden, würden Sie wohl nur noch passiv anlegen (Interessanterweise ist Morningstar der wohl größte Spezialist für das Research aktiv gemangter Fonds). Das würde zu erheblichen Einsparungen für Anleger führen, die sinnvoller verwendet werden könnten als für das aktive Management von Portfolios bzw. Fonds. Allerdings würde das wohl auch zu einem starken Stellenabbau in der Beratungs- und Fondsmanagementbranche führen.

Quellen:

Chrichton, Michael: State of Fear, Paperback 2005, 537-547

Delorme, Luke: How „Tactical Allocation“ Mutual Funds Fared over the last 5 years“, Advisors Perspectives, 9.8.2016

Morningstar: A Review of objectives based funds, Juni 2016

Rekenthaler, John: Good Selection, Bad Timing for Fund Investors, Morningstar, 10.8.2016

Söhnholz, Dirk: Komplexe Strategien sind schlecht für Anleger aber gut für Anbieten und was das für Robo-Advisors bedeutet, www.prof-soehnholz.com, 2.8.2016

Yang, Janet: Absolute-Return Funds Aren’t Hitting Their Mark, Morningstar 16.8.2016