Tolle 2019er ESG Performance

ESG Performance 2019: ESG-Portfolios rentieren erheblich besser als vergleichbare traditionelle Fonds

Das Global Equities ESG Portfolio hat mit 33,4% in 2019 eine erheblich bessere Performance als eine (nicht ESG) Weltaktien ETF Benchmark (28,8%) erreicht. Ein durchschnittlicher aktiv gemangter globaler Aktienfonds (Flexcap) hätte 2019 25,9% plus gemacht.

Mit 42,5% hat unser nur aus 5 Titeln bestehendes Global Equities S ESG Portfolio in 2019 in diesem Vergleich am besten abgeschnitten. Von den branchenübergreifenden globalen ESG Portfolios von Diversifikator hätte nur das Islamic ETF-Portfolio mit 24% eine leicht unterdurchschnittliche Rendite gehabt.

Das Deutsche Aktien ESG Portfolio hat in 2019 25,2% Performance geschafft. Das ist etwas besser als die 24,8% des durchschnittlichen Deutschland-Aktienfonds. Eine passive Benchmark mit einem hälftigen Anteil eines DAX (plus 25,5%) und eines M-DAX (31,2%) ETFs hätte aber besser abgeschnitten.

Das Infrastructure ESG Portfolio hat in 2019 30,0% Plus gemacht. Ein ETF auf den NMX 30 Infrastructureindex hätte eine ähnliche Rendite erreicht. Morningstar hat keine öffentliche verfügbare Infrastruktur-Peergroup. Zum Vergleich nutze ich deshalb den von mir initiierten Ve-RI Listed Infrastructure Fonds. Dieser hat in 2019 19% erreicht.

Der Real Estate ESG Portfolio hat 2019 sogar 44,7% eingebracht. Der durchschnittliche globale Immobilienaktienfonds hat dagegen nur 23,3% und der globale SPDR Dow Jones Real Estate ETF 20,9% geschafft.

Auch das gemischte ESG ETF-Portfolio hat mit 19,9% gut abgeschnitten. Eine traditionelle 50/50 Aktien/Anleihen ETF-Mischung hätte 19,5% Rendite eingebracht. Der durchschnittliche flexible Mischfonds (EUR) hat mit 12,7% dagegen wesentlich schlechter abgeschnitten.

Mit 11,1% liegt das ESG ETF-Portfolio Trend etwas dahinter. Trendfolge hat in den letzten Jahren nicht besonders gut funktioniert, wie am auch an den 9,6% Rendite des ETF Dachfonds von Veritas Investment (jetzt La Francaise) bzw. den 11,1% des Stars Flexibel von Star Capital sieht.

Überwiegend sehr gute Dreijahres ESG Performance

Das Islamic ETF-Portfolio hat in den Jahren 2017 bis 2019 eine Rendite von 6% pro Jahr gebracht. Das liegt erheblich hinter der Performance eines globalen Aktien-ETFs für diese Periode (9,9%).

Das Deutsche Aktien ESG Portfolio hat von 2017 bis 2019 7,1% p.a. Performance geschafft. Das ist nennenswert besser als die 5,7% des durchschnittlichen Aktienfonds mit Fokus auf deutsche Aktien. Eine passive Benchmark mit hälftigem Anteil eines DAX und eines M-DAX ETFs hätte etwa 6,5% pro Jahr erreicht.

Das Infrastructure ESG Portfolio hat von 2017 bis 2019 13,1% pro Jahr Plus gemacht. Morningstar hat keine Infrastruktur-Peergroup. Der Ve-RI Listed Infrastructure Fonds hat von 2017 bis 2019 10,4% p.a. erreicht und der NMX 30 Infrastructure Index 11%.

Der Real Estate ESG Portfolio hat von 2017 bis 2019 11,7% pro Jahr geschafft. Der durchschnittliche globale Immobilienaktienfonds ist dagegen nur um 6,5% und der globale SPDR Dow Jones Real Estate ETF um 6.9% pro Jahr gestiegen .

Auch das gemischte ESG ETF-Portfolio hat mit 6,6% p.a. gut abgeschnitten. Eine traditionelle 50/50 Aktien/Anleihen ETF-Mischung hätte 6,7% jährliche Rendite eingebracht. Der durchschnittliche flexible Mischfonds (EUR) hat dagegen mit 4,1% pro Jahr wesentlich schlechter abgeschnitten.

Für die im Mai 2017 gestarteten Global Equities ESG Portfolios ist noch keine Dreijahresrendite verfügbar.  Mit 11,8% bzw. 11.5% („S“) in den Jahren 2018/2019 wurde aber ebenfalls eine erheblich bessere Performance als eine Weltaktien ETF Benchmark (9,6%) erreicht.

Damit Interessenten die Analyse selbst durchführen können, stellen wir eine Onlinedatei mit tagesaktuellen und sogar Rückrechnungstagesdaten aller Portfolios und von zwei traditionellen ETF-Benchmarks zur Verfügung (siehe Excel-Download unter Rückrechnungen). Für die Vergleiche mit aktiven Fonds habe ich Daten (Medianfonds) von Morningstar.de genutzt.

Trotz guter ESG Performance: Änderungen der ESG ETF-Portfolioregeln

Wie jedes Jahr haben wir zum Stichtag 30.11. die Zusammensetzung aller Portfolios und auch unsere Regeln überprüft. Ziel von Regeländerungen sind Verbesserungen aus Sicht verantwortungsvoller Geldanleger, unter anderem die Erweiterung des zulässigen Investitionsuniversum, aber auch die Vereinfachung des Selektionsprozesses für Aktien.

So kann das Segment Immobilien erstmals durch den neuen BNP Paribas Easy FTSE Epra/Nareit Developed Europe ex UK Green ETF besetzt werden. Die Allokationen zu den anderen Segmenten verringern sich entsprechend.

In den zwei ESG ETF-Portfolios wurde ausserdem je ein ETF auf den Index „SRI Fossil Fuel free“ umgestellt, weil dieser durch den Ausschluß fossiler Brennstoffe strenger ist als der normale Socially Responsible Investment Index.  

Für die zwei ESG ETF-Portfolios wurde zudem eine Regel hinzugefügt: Wenn vergleichbare ETFs vorliegen, wird in den verantwortungsvollen ETF-Portfolios auf Anbieter verzichtet, die nur ein C oder schlechter beim Engagement Score und <50% beim Voting Support von Influence Map erreichen (s. Appendix A Influence Map: Asset Managers and Climate Change). Davon ist ein ETF von ishares für europäische Aktien im ESG ETF-Portfolio bzw. im ESG ETF-Portfolio Trend betroffen. Grund dafür ist die künftige Bevorzugung von ETF-Anbietern, die sich möglichst nachhaltig verhalten.

Ausschluß von Brasilien, China, Russland und der Türkei

Trotz der sehr guten ESG Performance haben wir auch die Regeln der Aktienportfolios weiterentwickelt.

Basis der Aktienselektion von Diversifikator sind 6851 von Refinitiv (ehemals Thomson Reuters) ESG-geratete Unternehmen mit investierbaren Aktien, davon 6053 in zulässigen Ländern. Dabei nutzen wir erstmals eine Länderliste auf Basis von „Rule of Law“ statt Entwicklungsstand, die 105 (50% der beurteilten Länder) statt bisher 49 zulässige Länder enthält. Das führt zum Ausschluß von 798 Aktien (12% von 6851). Zu den ausgeschlossenen Ländern gehören z.B. China, Russland, Türkei, Brasilien, Argentinien, Mexiko und Indonesien (siehe auch https://prof-soehnholz.com/esg-investments-warum-weder-aktive-fonds-noch-etfs-ideal-sind/).

Handelskriterien sind der Grund für die meisten Portfolioausschlüsse

Neu ist auch, dass eines der beiden Liquiditätskriterien, nämlich „Traded Volume im 2-Tagesschnitt > 1.000“ ersatzlos gestrichen wurde. Außerdem wurde das Kriterium Average Daily Value Traded (ADV) von 10 Millionen auf 2,5 Millionen Euro herabgesetzt. Neu ist ebenfalls, dass nur noch Aktien berücksichtigt werden, für die mindestens ein ESG Rating für das aktuelle oder das vorherige Fiskaljahr vorliegt.

Bei Anwendung dieser Kriterien ergeben sich insgesamt 1130 Unternehmen, die auch unsere Anforderungen an die E, S und G Ratings erfüllen, also jeweils zu den Top 50% gehören (siehe auch https://prof-soehnholz.com/divestmentkritik-populaere-aber-falsche-kritik-an-verantwortungsvollen-geldanlagen/).

Vor allem Tierversuche und fossile Brennstoffe führen zu zahlreichen weiteren Ausschlüssen

Von diesen 1130 Unternehmen werden weitere 348 ausgeschlossen (31%): 113 Unternehmen wegen Tierversuchen, 100 wegen fossiler Brennstoffe, 72 wegen Waffen, 59 wegen Kernenergie, 35 wegen der Nutzung genetisch veränderter Organismen, 20 wegen Glücksspiel, 20 wegen Alkohol, 8 wegen Pornografie, 4 wegen Tabak und eines aufgrund von Rinderprodukten. Einige Unternehmen waren dabei in mehr als einem ausgeschlossenen Segment tätig. Danach bleiben 782 Aktien übrig.

Neu ist auch, dass der Ausschluss der 25% Aktien mit den höchsten Verlusten vor einer Währungsumrechnung erfolgt. Nach dem Ausschluss angekündigter Unternehmensübernahmen sind noch 581 Aktien im „zulässigen“ Investmentuniversum.

Von den größten 500 börsennotierten Unternehmen der Welt sind insgesamt 144 (29%) unter diesen 581 vertreten. Dazu gehören Apple und Microsoft, nicht jedoch Alphabet, Amazon und Facebook, die nicht alle unsere Selektionskriterien erfüllen.  

Regelbasiert-optimierungsfrei von 6851 zu den Top 5 Aktien

Für die beiden Global Equities ESG Portfolios werden nur die besten (Top 5, Top 30) nach Governance-Score aus dieser Liste verwendet. Für die spezialisierten ESG Portfolios (Deutschland, Immobilien global, Infrastruktur global) werden die Top 30 nach Governance mit einem vergleichbaren Prozess gebildet. Dabei beträgt Mindestkapitalisierung jedoch nur 20 Millionen statt einer Milliarde Euro, um möglichst insgesamt 30 Titel pro Portfolio zu erreichen. 

Das deutsche ESG Aktienportfolio besteht künftig aus 29 Positionen. Davon waren nur 9 in 2019 im Portfolio vertreten. Im Real Estate ESG Portfolio entfallen 53% auf die USA, 23% auf Großbritannien und es ist kein deutscher Titel enthalten. Das Infrastructure ESG Portfolio hat eine breitere Länderdiversifikation: US-Aktien haben nur einen Anteil von 13%. Fraport und die Deutsche Telekom sind die einzigen deutschen Titel in diesem Portfolio.

Die neuen Zusammensetzungen aller Portfolios findet man unter „Kosten/Downloads“ auf www.diversifikator.com.  Im „Archiv“ (über das Detailmenu) sind unter „Aktuelle Portfolioänderungen“ die Veränderungen („Trades“) aller Portfolios aufgeführt und die aktualisierten Anlageregeln der Portfolios findet man im „Diversifikator Buch“ in den Kapiteln 2.14 (ETF-Portfolios) und 3.8. (Direkte ESG Aktienportfolios).  

Last but not least wünsche ich allen Lesern ein sehr gutes Jahr 2020.