Es werden jeweils relativ hohe Mindestanforderungen für E, S und G gestellt, damit schlechte Werte bei einem dieser Kriterien nicht durch gute Werte bei einem anderer dieser Kriterien kompensiert werden können.
Impact+ESG: Ein Gastbeitrag von Sebastian Liebscher, Bankhaus von der Heydt, s.liebscher@1754.de
Vorbemerkung: Unter dem Arbeitstitel ESGplus hat das Bankhaus von der Heydt gemeinsam mit Diversifikator einen nachhaltigen Mischfonds entwickelt. Zielgruppe der ausschüttenden Variante sind vor allem Stiftungen und gemeinnützige Organisationen. Zusätzlich ist eine thesaurierende Variante für Privatkunden geplant.
Impact+ESG:
Nachhaltigkeit konsequent zu Ende gedacht
Mit
Impact-Investments sind Kapitalanlagen gemeint, die nicht nur einen
ökonomischen, sondern auch einen positiven sozialen oder ökologischen Einfluss
haben. Bisher werden vor allem einige soziale und ökologische Venture Capital
Investments (Eigenkapital für Startups) sowie Projektfinanzierungen als Impact
oder Mission Investments bezeichnet. Sie sind aber meist wenig diversifiziert
und oft illiquide bzw. wenig liquide.
Aber es gibt bereits einige liquidere und stärker
diversifizierte Impactfonds wie z.B. Mikrofinanzfonds sowie – zumindest in den
USA – erste Impact-ETFs (passive Fonds). Aber auch solche Investments haben oft
nur geringe ESG-Anforderungen (ESG steht für Environmental, Social und
Governance Kriterien).
Im Gegensatz zum Impact Investing nutzen die meisten sogenannten ESG Angebote am Markt vor allem ökonomische Kriterien zur Aktienselektion. Zusätzlich werden wenige bzw. partielle Ausschlüsse, aggregierte ESG-Scores und sogenannte Best-In-Class Ansätze verwendet. Deshalb enthalten die entsprechenden Portfolios oft Bestandteile, die strengen Nachhaltigkeitskriterien nicht genügen.
Impact+ESG: ESG- und stiftungskonformes Impact-Investing
Impact-Mischfonds, die systematische und strenge
ESG-Anforderungen stellen und die konsequent auf Ausschüttungen setzen, sind
uns nicht bekannt.
Unser Ansatz soll diese Lücke schließen. Mit unserem geplanten Fonds gehen wir speziell auf Bedürfnisse von Stiftungen und n Organisationen ein.
Dabei werden nur diejenigen traditionellen börsennotierten
Aktiengesellschaften ins Portfolio aufgenommen, die einerseits strengen ESG
Kriterien entsprechen und andererseits auch einen positiven sozialen oder
ökologischen Impact liefern können. Das gleiche gilt bei der Selektion von
Anleihen.
Diesen Ansatz nennen wir ESGplus.
Impact+ESG in Zusammenarbeit mit Prof. Söhnholz
ESGplus lehnt sich an den puristischen Nachhaltigkeitsansatz von
Professor Söhnholz an.
Professor Söhnholz ist ehrenamtlich als DFVA-Kommissionsmitglied
im Bereich Sustainable Investing tätig. Der Fokus seiner Tätigkeit liegt in der
Ausarbeitung einer „Anti-Greenwashing“ Taxonomie, welche sich mit dem Aufbau
eines transparenten Klassifikationssystems befasst. Herr Prof. Söhnholz
entwickelte 2007 einen ersten Sustainabilty-Fonds und 2013 weitere
ESG-Aktienfonds.
Von der Heydt und Prof. Dr. Söhnholz sehen im Bereich nachhaltiger Investments großen Handlungsbedarf. Von einer Zusammenarbeit sollen Investoren zukünftig von Nachhaltigkeit in ihrer reinsten Form profitieren.
Impact: Fokus auf Gesundheit, Umweltthemen und Infrastruktur
Es wird ein überwiegend regelbasierter Ansatz genutzt werden,
damit eine größtmögliche Nachvollziehbarkeit und somit größtmögliche
Transparenz sichergestellt werden kann.
Die Zusammensetzung Portfolios orientiert sich an der United
Nations Impact Investing Map. Konkret beinhaltet unser Universum der am besten
beurteilten liquiden ESG-Unternehmen vor allem folgende Marktsegmente bzw.
Aktivitäten:
- Gesundheitsversorgung
- Wasser (Ver- und Entsorgung)
- Erneuerbare Energieproduktion
- Schienentransport und-infrastruktur
- Sonstige wie Forstwirtschaft
ESG: Strenge Anforderungen
Impact wird oft in Zusammenhang mit den 17 United Nations
Sustainable Development Goals (SDGs) definiert. Interessant ist, dass die
meisten Impact-Kriterien auch von typischen ESG-Ratings genutzt werden. So
haben große ESG Rater wie Thomson Reuters eine Liste von teilweise über 150
Kriterien pro Unternehmen, die für ein ESG-Rating genutzt werden können. Für
ein Impact-Rating werden nur 60 mögliche Kriterien aufgeführt und die
Überschneidung ist sehr hoch.
Deshalb haben wir uns dafür entschieden, formal nur
ESG–Kriterien für die Wertpapierselektion zu nutzen.
Es werden jeweils relativ hohe Mindestanforderungen für E, S und
G gestellt, damit schlechte Werte bei einem dieser Kriterien nicht durch gute
Werte bei einem anderer dieser Kriterien kompensiert werden können.
Zusätzlich messen wir bestimmte Kennzahlen, wie beispielsweise
den CO2 Ausstoß, um Impact-Auswirkungen gegenüber anderen Portfolios deutlich zu
machen.
Wir haben uns jedoch dagegen entschieden, Portfoliobestandteile
aufgrund von einzelnen Indikator-Veränderungen wie CO2 Ausstoß zu ändern. Als
Basis für Portfolioveränderungen nutzen wir lieber die sehr umfassenden Umwelt-,
Sozial- und Unternehmensführungsratings der Wertpapiere, die diese einzelnen
Kriterien in der Regel beinhalten.
Dieser sektor- bzw. aktivitätenbasierter Impactansatz in
Kombination mit einer ESG-Mindestkriterienerfüllung ist unseres Erachtens Nachhaltigkeit
in ihrer strengsten Form.
Transparente Asset-Allokation
In unserer strategischen Asset Allokation sollen die
Anlageklassen so repräsentiert sein, wie sie weltweit in ihrer Gesamtheit
bewertet bzw. gehalten werden. Das wird als Weltmarktportfolio bezeichnet bzw.
wir nennen das „most-passive“, weil es sich hierbei um die passivste Art der
Alloaktion zu Anlageklassen handelt. Das entspricht einer sogenannten
Kapitalisierungsgewichtung von Anlageklassen und erfordert keinerlei Prognosen,
Optimierungen oder spezielle Annahmen.
Zum Portfoliostart bzw. Jahresauftakt beläuft sich die Quote für
Staatsanleihen demnach auf 20%, die Unternehmensanleihequote auf 22,5%, die
Aktienquote auf 35% und der „Alternativesanteil“ beträgt 22,5%. Die Umsetzung
der „Alternatives“ erfolgt grundsätzlich über Infrastruktur- und
Immobilienaktien bzw. Real Estate Investment Trusts (REITs). Aktuell erfüllen
jedoch noch keine Immobilienaktien bzw. REITs unsere strengen Anforderungen.
Impact+ESG: Regelbasierte Aktienselektion
Alle Titel werden innerhalb ihrer Segmente grundsätzlich
gleichgewichtet und jedes Jahr neu nach den oben beschriebenen Kriterien
selektiert. Kommen neue Titel hinzu oder werden Titel aus dem Portfolio
entfernt, findet eine Rebalanzierung statt.
Das konsequente Hauptaugenmerk auf ESG wird durch Mindestanforderungen für jedes der drei Kriterien sichergestellt. Somit verhindert der ESGplus Ansatz die am Markt häufig festzustellende Aufrechnung von wenig nachhaltigen mit sehr nachhaltigen Kriterien, was dem Nachhaltigkeitsgedanken der von der Heydt Gruppe nicht gerecht werden würde.
Zu den Selektionskriterien für Aktien zählen unter anderem:
- Länderausschlüsse: Nur Unternehmen aus den 49 entwickeltsten
Ländern.
- Segmentausschlüsse: Alkohol, Tabak, Glücksspiel, Pornographie,
Kriegs- und Militärproduktion, Gentechnik, Tierversuche, Öl-, Gas-, und
Kohleproduktion, Cannabis- und Rindfleischproduktion.
- Best in Universe Ansatz: Unternehmen müssen in den Bereichen E,
S und G jeweils mindestens unter den Top 50% sein.
- Verlustbegrenzung: Titel mit hohen Verlusten im vergangenen Jahr
werden deselektiert.
Impact+ESG: Konsequente Anleiheselektion
Anleihen werden grundsätzlich nur von Unternehmen erworben, die
sich bereits für den Aktienerwerb qualifiziert haben. Dadurch wird an Aktien
und Anleihen die gleichen Nachhaltigkeitsanforderungen gestellt.
Um die Emittentenrisiken zu begrenzen, beschränken wir uns auf
eine Anleihe je Emittent.
Anleihen teilen wir in solche von traditionellen und von
„alternativen“ Unternehmen ein. Alternative Unternehmen sind zum Start vor
allem Infrastrukturunternehmen. Die Anleihen werden innerhalb dieser beiden
Segmente gleichgewichtet.
Zu den Aufnahmekriterien zählen unter anderem:
- In EUR oder USD denominiert
- Investment Grade Rating mindestens einer anerkannten
Ratingagentur
- Mindestrestlaufzeit 18 Monate
- Mindestens 2% Yield-to-Maturity
- Keine Nullzinsanleihen (Zero Coupon) oder Wandelanleihen
Impact+ESG: Anleihen von Entwicklungsinstitutionen statt
Staatsanleihen
Da es keine bonitätsstarken Staaten gibt, die alle von uns gewünschten
Ausschlüsse umsetzen, setzen wir auf Anleihen von multinationalen Entwicklungsinstitutionen.
Diese haben hervorragende Bonitätsratings und stellen aufgrund ihres
unmittelbar positiven Impacts und einer guten Portfoliodiversifikation einen sehr
guten Ersatz für Staatsanleihen dar.
Als direkte Investments sind zunächst nur die Weltbank und die
folgenden Entwicklungsbanken von uns zugelassen: The African Development Bank,
The Asian Development Bank, The European Bank for Reconstruction and
Development, The Inter-American Development Bank Group. Um Emittentenrisiken zu
begrenzen, beschränken wir uns auf eine direkte Anleihe je Emittent.
ESGplus erlaubt maximal 10 % des Investmentkapitals in nachhaltige ETFs, sofern diese den strengen Impact + ESG Kriterien gerecht werden.
Regelmäßige Ausschüttungen und detailliertes Reporting
Wir planen, alle Dividenden der Aktien und Zinsen der Anleihen
regelmäßig auszuschütten. Unsere Rückrechnungen lassen eine Ausschüttung von
zwei Prozent pro Jahr erwarten.
Über die regulatorischen Anforderungen hinaus plant die von der
Heydt Gruppe mit ESGplus ein freiwilliges Sustainability Reporting System
einzuführen, welches eine transparente Berichterstattung für Investoren
ermöglicht.
Impact+ESG: Nicht nur für Stiftungen oder gemeinnützige Organisationen
Die Vorteile des Konzeptes sind vor allem:
- Attraktives Rendite-/Risikoprofil
- Regelmäßige Ausschüttung
- Strenger Impact + ESG Nachhaltigkeitsansatz
- Enge Zusammenarbeit mit einem renommierten
Nachhaltigkeitsexperten
- Vollkommende Transparenz
Und: Die von der Heydt Gruppe spendet jährlich einen Teil Ihrer
Gebühren an ausgewählte, nachhaltige Projekte (Direct Impact). Ein speziell
hierfür entwickeltes Siegel sorgt für Transparenz.
Dieser Beitrag wurde in ähnlicher Form am ersten August auf http://1754.blog/ veröffentlicht, siehe dazu auch „Wir raten dazu, eine höhere Aktienquot im Portfolio zu halten“, Interview mit Sebastian Liebscher in Renditewerk Nr. 3/2019, S. 11.
Andere Blogbeiträge von Diversifikator, die auch interessant sein könnten: https://prof-soehnholz.com/sind-nachhaltige-geldanlagen-wichtiger-als-nachhaltiges-verhalten/ und https://prof-soehnholz.com/esg-paradox-viel-interesse-aber-wenig-angebote-fuer-privatkunden/