„Fast geschenkt – ETFs für die großen Märkte sind heute so preiswert wie nie zuvor; damit werden sie zur ernsthaften Konkurrenz für Futures“ schreibt Thorben Lipper am 3. Dezember im ETF Magazin auf den Seiten 25-27. Darin gibt es auch einige Zitate von mir.
Obwohl ich Umfragen zum Thema ESG, Beiträge ohne neue Fakten oder Meinungsäußerungen ohne neue Perspektiven nicht zitiere, finde ich jede Woche immer noch etwa 10 interessante ESG Research und Wealthtech Veröffentlichungen. Hier sind wieder mehr als 20 Links für die beiden letzten Wochen:
ESG Research
und Umfeld
Erst jetzt
gelesen: „Fossil fuels are underpriced by a
whopping $5.2 trillion” schreibt Umair Irfan am 17. Mai bei Vox unter Verweis auf das IMF
Arbeitspapier „Global Fossil Fuel Subsidies Remain Large: An Update Based on
Country-Level Estimates” von David Coady et al. vom Mai 2019. Diese riesige
Summe umfasst vor allem Opportunitätskosten durch nicht-Bepreisung von
CO2-Ausstoß. Dieser Absatz von Irfan ist auch interessant: “A huge
chunk of foreign policy and military strategy for many countries involves
protecting shipping lines for fossil fuels. The US military spends at least $81
billion a year protecting oil supplies. Meanwhile, there are no carrier groups
defending wind turbine supply chains or a strategic silicon reserve for solar
panels.”
“#whatif
the 30 German stock market’s largest and most liquid companies would reach
their current climate targets?” nennt sich der Report von right.based
on science vom November 2019. Darin wird gezeigt, dass auch die “wertvollsten”
deutschen Unternehmen noch sehr viel tun müssen, um akzeptable Klimaziele zu
erreichen.
EU
negotiators agree on sustainability taxonomy, approval still needed,
schreibt Susanna Rust am 6. Dezember in IPE “subject to approval by the
European Parliament and EU Council”. Welche Aktivitäten als grün gelten können (Atomkraft wegen „Do
no significant harm“ nicht) wäre dann geklärt. Offen bleiben die kritischen Grenzwerte,
die noch von einer Expertenkommission vereinbart werden müssen. Mein Kommentar:
Das kann noch dauern und dann weiß man auch nur, wie viel Umsatz eines Unternehmens
laut EU Taxonomie grün oder halbgrün ist. Kein ernsthaft an nachhaltigen
Investments interessierter Anleger sollte mit der Umsetzung
verantwortungsvoller Investments auf diese Einigung warten (siehe auch https://prof-soehnholz.com/nachhaltigkeitstaxonomie-der-eu-positive-aspekte-aber-insgesamt-enttaeuschend/).
Grosse
Assetmanager und ESG Research
„Die größten Asset Manager scheitern
daran, die Klimaziele zu erreichen“ heißt der Beitrag von Tim Habicht von Fundview am 27.
November. „Laut einem Bericht des britischen Think Tanks InfluenceMap scheitern
die 15 größten Asset Manager der Welt, die gemeinsam ein verwaltetes Vermögen
von 37 Billionen US-Dollar haben, den Übergang voranzutreiben, der zur
Unterstützung der Pariser Klimaziele erforderlich ist.“ Dabei schneiden
amerikanische Anbieter schlechter ab als europäische.
Die volle Studie vom November findet man hier: Influence Map: Asset Managers and Climate Change: How the sector performs on portfolios, engagement and resolutions”. Positiv hervorgehoben in Bezug auf Klimaresolutionen werden u.a. Hermes Investment Management und Sarasin&Partner (S.4). Man kann den Ansatz von Influence Map kritisieren, z.B. die Bewertungen auf Seite 5, aber für den Start von Diskussionen ist er sehr hilfreich. Im Schnitt verfehlen die Portfolios der großen Geldmanager die Pariser Klimazielerreichung um ca. 18% (S. 14). Als Hauptgrund wird die Indexnähe der meisten Portfolios genannt. Nur 3 der 15 größten Assetmanager „have a clear and detailed strategy for engagement” (S. 19). Und Blackrock wird wieder als besonders schlecht beim Voting identifiziert (S. 23 und Detail zu Assetmanagern ab Seite 26).
Bereits zitiert am 16.11.: “Revealed:
US asset management giants lead pro-climate proxy voting worst performers”.
Mein Kommentar: Vielleicht sollten streng nachhaltige
Anleger auf Produkte der besonders schlechten Asset Manager verzichten.
ESG
Research mit Fokus auf Engagement, Voting und Aktivisten
„Amnesty zu Google: “historisch
einmalige Macht” heißt
ein Kommentar vom 21. November von AFP
Agence France-Presse bei CSR News. „Die Menschenrechtsorganisation Amnesty
International hat Internetgiganten wie Facebook und Google vorgehalten, mit
ihrem Geschäftsmodell die Menschenrechte zu bedrohen. Die „Geschäftsmodelle der
unbeschränkten Überwachung und Datenausbeutung” solcher Konzerne seien
unvereinbar mit dem Recht auf Privatsphäre und informationelle Selbstbestimmung,
heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Amnesty-Bericht “Surveillance
Giants”.
Auch
sogenannte Profi-Aktivisten haben nur begrenzten Erfolg. „Do
Activists Create Value?“ fragt Nicolas Rabener von
FactorResearch am 25. November beim CFA Institut online. “Just as the number of
firms targeted by activists has remained flat, so too has the AUM of activist
hedge funds”. Und in Bezug auf die Rendite: “Since 2009, they’ve underwhelmed investors,
even on a risk-adjusted basis”.
Siehe dazu auch
https://prof-soehnholz.com/divestmentkritik-populaere-aber-falsche-kritik-an-verantwortungsvollen-geldanlagen/.
ESG Research zu passiven Investments
Hortense Bioy von Morningstar schreibt am 5. November über
Challenges
and Solutions for ESG in Passive Investment – Morningstar’s Responses to UNPRI
Survey auf Morningstar.com. Der Beitrag enthält gute Ideen,
z.B. diese: “Passive managers need to find innovative ways of influencing
companies and other investors. For example, writing public letters, producing
thematic thought leadership papers, and making policy advocacy work more
visible could help circumvent the issue of acting in concert”.
Socially
responsible investing and next generation set to drive growth in Islamic
finance heißt es am 3. Dezember auf Institutional Asset Manager. Mein Kommentar:
Passive responsible geht auch mit ETFs, siehe das Islamic ETF Portfolio von
meiner Firma Diversifikator, dass
im April 2016 gestartet ist.
ESG Research
zu Ratings
„FvS
Research Institute vergleicht ESG-Ratings: Es gibt deutliche Abweichungen“ heißt
der Beitrag von Maximilian Märkl am 8. November 2019 bei Citywire online. Mein
Kommentar: Diese Studie, die offenbar mit aggregierten ESG Ratings
durchgeführt wurde, bringt nichts Neues. Andere sind da schon weiter, siehe https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=3438533
(siehe https://prof-soehnholz.com/esg-ratings-direct-indexing-etc-research-und-news/2/
vom 15. September).
“MSCI
to make company ESG ratings publicly available” schreibt
Susanna Rust am 25. November bei IPE online. Mein
Kommentar: Schön für Interessenten an nachhaltiger Geldanlage: Nach YourSRI
und Arabesque ist das schon der dritte bekannte Anbieter kostenloser (aggregierter)
ESG-Ratings.
ESG Research
zur Performance
Nicolas Rabener von Factorresearch.com stellt im 26. November in seinem ESG-kritischen Beitrag
Why pension funds & millenials
should avoid ESG fest:
“an equal-weighted index of ESG ETFs would have slightly underperformed either
benchmark index since 2005”. Mein Kommentar: Ich habe bessere Erfahrungen
mit ESG- bzw. SRI ETF-Performances gemacht, und zwar sowohl in Rückrechnungen
seit 2007 als auch in echter Performance seit 2015, siehe www.diversifikator.com.
Für Emerging Markets sieht es noch besser aus, wie man z.B. hier
sieht: In The Impact of ESG Investing in
Emerging Market Equities von
Candriam vom November steht auf Seite 2: “Persistent result: The Candriam ESG
Eligible Universe outperformed the broad index in gross terms in ten out of
eleven years.” Und auf Seite 11 heißt es: “The study also determined
that an ESG-based downgrade could be a predictor of negative excess returns
over the long term; that is, for horizons of more than one year after a company
was removed from the list of sustainable companies.”
Die gute
aber unterschiedliche Performance von nachhaltigen Schwellenländer-Indizes
sieht man auch in einer Grafik der DWS in „Enormer Nutzen“ von William Nordhaus
im ETF Magazin vom 3. Dezember auf S. 33.
ESG-Strategien für Aktieninvestments
in Schwellenländern – Ansätze und Performance europäischer Asset Manager ist der Titel des Beitrages von Michael
Busack und Hendrik Schlimper von Absolut Research GmbH im BAI Newsletter vom
Dezember auf den Seiten 25 bis 30. Die Autoren stellen ähnliche Renditen von
Emerging Markets ESG versus traditionellen Strategien aber mit niedrigeren
Drawdowns fest. Aber: „Auch unter nachhaltigen Managers variiert die erzielte
Performance stark und insbesondere die Art und Weise der Umsetzung des
nachhaltigen Investmentstils unterscheidet sich von Anbieter zu Anbieter.“
Neues zu Robo Advisors und Wealthtech
Assets
managed by robos up 10% so far in 2019 to $283 billion schreibt
Ryan W. Neal von InvestmentNews am 4. Dezember über eine neue US Studie der Aite Group. Obwohl das
Wachstum geringer als im Vorjahr ist, hat Aite eine weiterhin positive
Erwartung für Robo Advisor Assets. Das gilt aber vor allem für die Robos von großen
traditionellen Anbietern wie Vanguard oder Discountbrokern wie Charles Schwab. Treiber
dieser Entwicklung ist laut Aite die Migration von „digitally viable
assets — one-quarter of the assets in accounts with less than $1 million” zu
Robo Advisors. Die Prognose für Startups ist dagegen relativ schlecht: „Startups
account for 16% of digital assets, or $45 billion. The five
biggest companies — Betterment, Wealthfront, Personal Capital, blooom and
Acorns — collectively manage 89% these assets.” Aite erwartet, dass der Marktanteil der Startups in
den nächsten fünf Jahren auf etwa 5% zurückgeht.
Why
Sallie Krawcheck made a plea for ‚divorce‘ from unnamed ‚investors‘ as her Ellevest
startup approaches its sixth birthday schreibt
Oisin Breen am 2. Dezember
auf RIABiz. Ellevest ist ein Beispiel für einen mit viele Hype und Venture
Capital gestarteten Robo-Advisor mit Fokus auf Frauen, der trotzdem noch
ziemlich klein ist.
Acceptance of
robo-advisors: Effects of financial experience, affective reactions, and
self-enhancement motives nennt sich das Arbeitspapier von Christoph
Hohenberger, Chaiwoo Lee und Joseph F. Coughlin vom 30. Juli. Sie zeigen auf Basis einer
Befragung von über 600 US-Amerikanern, wie man Robo-Advisors erfolgreicher
gestalten kann.
„Deutsche Banken kontern Gratis-Broker
mit höheren Preisen“
schreibt Christian Kirchner am 26. November bei finanz-szene.de und erwähnt
auch den neuen deutschen Gratisbroker.
Neues zu
traditionellen Investments
In „Einmalanlage schlägt Cost Averaging –
in fast jeder Hinsicht” schreibt Ali Masarwah von Morningstar am 3. Dezember bei Morningstar.de
eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Studie “Dollar-Cost Averaging: Truth
and Fiction” von Oren Kaplan, ebenfalls von Morningstar. „Sparpläne sind als
Investmentstrategie nicht empfehlenswert. Auch wenn Vertriebe das so genannte
Cost-Averaging oft als überlegene Form des Wertpapiersparens anpreisen, sind
Einmalanlagen zu bevorzugen.“ Nachvollziehbar: Bei grundsätzlich steigenden
Märkten verdient derjenige mehr, der den gesamten Anlagebetrag gleich am Anfang
investiert. Doch Kaplan zeigt, dass auch die Schwankungen von Einmalinvestments
tendenziell geringer sind und erklärt das auch, u.a. mit der geringeren
Pfadabhängigkeit. Masarwah weist aber auch auf die psychologischen Vorteile von
ratierlichen Investments hin.
When equity factors drop their shorts ist ein Arbeitspapier von Robecos
David Blitz, Guido Baltussen und Pim van Vliet vom 26. November. “This
paper makes a breakdown of common equity factor strategies into their long and
short legs, and finds that (i) most added value tends to come from the long
legs, (ii) the long legs of factors offer more diversification than the short
legs”. … “We also challenge recent claims that the value and low-risk factors
are subsumed by the new Fama-French factors.” (Abstract) Analyisert wird die Zeit von 1963 bis 2018 bzw.
1990 bis 2018 für internationale Märkte. Mein Kommentar: Interessant,
dass auch für relativ aktuelle Perioden eine theoretische Outperformance von einfachen
Long-Only Faktorstrategien identifiziert wurden, die Assetmanager aber bisher
in der Realität meist nicht geliefert haben.
„Fast geschenkt – ETFs für die großen Märkte sind heute so preiswert wie nie zuvor; damit werden sie zur ernsthaften Konkurrenz für Futures“ schreibt Thorben Lipper am 3. Dezember im ETF Magazin auf den Seiten 25-27. Darin gibt es auch einige Zitate von mir.
Traditionelle Investments: Neues zum Thema Asset Allokation
„Aktienportfolio schlägt risikolose
Anlage“ heißt es bei
Das Investment am 29. November unter Verweis auf eine Studie des Leibniz-Zentrums
für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag des Verbraucherzentrale
Bundesverbands (VZBV). „Demnach würden Verbraucher selbst bei einem reinen
Aktienportfolio in 93 von 100 Fällen mehr Vermögen erzielen als mit einer
risikolosen Anlage wie in Bundesanleihen.“ Und „Im Mittelwert bringt eine reine
Aktienstrategie eine rund dreimal so hohe Rente wie eine risikolose Anlage in
Anleihen“. Mein Kommentar: Wenn das Wort risikolos nicht wäre, fände ich
das Ergebnis nachvollziehbar (Das kann man ähnlich und kostenlos auf
Portfoliovisualizer selbst nachvollziehen). Das sollte keine Investmentprofi in
Zusammenhang mit Anleihen nutzen.
„Spezialfondsanalyse: Institutionelle Investoren – Mit größerer Vielfalt zum Ziel“ schreibt Markus Neubauer am 25. November bei IPE über eine Analyse seiner Universal Investment. Demnach liegen die Rentenanteile aktuell bei 43,3% und Aktien bei 23,4%, was ca. 33% für andere Anlagen übrig lässt. Mein Kommentar: Das entspricht ungefähr der Allokation des Weltmarktportfolios (WMP) von Diversifikator, wobei die „anderen Anlagen“ der deutschen Spezialfonds eher anleiheähnlich sind und die „Alternatives“ des WMP eher aktienähnlich, was zumindest einen Teil der erheblich besseren Performance des WMP gegenüber Spezialfonds erklärt.
Auch US Publikumsfonds und Pensionsfonds verfolgen ähnliche um Alternatives „erweiterte“ Aktienquoten, wie eine Analyse von John Rekenthaler von Morningstar vom 3. Dezember zeigt: Comparing Asset Allocations: Fund Investors Versus Pension Plans.