kann man den Tabellen entnehmen, dass „moderate“ aber auch flexible Mischfonds über 15, 10, 5, 3 und 1 Jahre sowohl nach Renditen als auch nach Sharpe Ratios (das sind Rendite zu Risiko Relationen) weit hinter einer einfachen passiven 50/50 Aktien-/Anleihebenchmark zurückgeblieben sind
Passive
Asset Allokationen sind besser als aktive, habe ich vor Kurzem In einer
Diskussion mit einem Investmentprofi behauptet. Daraufhin fragte dieser zu Recht
nach Belegen für meine These.
Meine These basiert vor allem auf eigener Erfahrung und nicht auf einem bestimmten Researchbeitrag. Deshalb habe ich zunächst eine kurze Internetrecherche zu dem Thema Passive Asset Allokationen durchgeführt. Ecosia hat mich zu einigen interessanten Analysen von Morningstar geführt. Morningstar kann ja aufgrund seiner Historie als Ratingagentur für aktive Fonds nicht unbedingt verdächtigt werden, passive Investments zu favorisieren.
Morningstar:
„Aktive“ Mischfonds sind schlechter als 50/50 Passive Asset Allokationen
Hier ist die neueste Studie bzw. die mit der längsten betrachteten Zeitperiode, die ich gefunden habe: In Mischfonds – hat sich die Flexibilität ausgezahlt? von Barbara Claus vom 2. September 2019 kann man den Tabellen entnehmen, dass „moderate“ aber auch flexible Mischfonds über 15, 10, 5, 3 und 1 Jahre sowohl nach Renditen als auch nach Sharpe Ratios (das sind Rendite zu Risiko Relationen) weit hinter einer einfachen passiven 50/50 Aktien-/Anleihebenchmark zurückgeblieben sind. Barbara Claus erklärt das unter anderem mit Europa-Übergewicht, Fokus auf eher kurzfristige Anleihen, schlechtem Markttiming und hohen Fondskosten von 1,83% pro Jahr bei den „aktiven“ Mischfonds im Vergleich zur 50/50 Benchmark.
Beim Researchnetzwerk SSRN habe ich bei einem schnellen Check erstaunlicherweise keine wissenschaftlichen Publikationen zum Thema passive Asset Allokationen finden können. Das zeigt, wie selten das Thema bisher wissenschaftlich analysiert wurde.
Kostenlose
Fondsdaten für eigene Analysen
Passive Asset Allokationen kann man auch selbst mit aktiven Fonds vergleichen. Bei Morningstar (Fund Screener) kann man zum Beispiel die Renditen für globale ausgewogene und flexible Mischfonds ermitteln, indem man alle derartigen Fonds selektiert. Im zweiten Schritt kann man diese nach ihrer 5 Jahresperformance sortieren und dann die Rendite des Medianfonds (ca. Nr. 500) mit einer 50/50 ETF oder Indexmischung vergleicht.
Bei Fondsweb
kann mach sogar die 10Jahresrendite als Basis nehmen (https://www.fondsweb.com/de/suchen/afocus/577-578/rfocus/122/sort/per10j). Auch damit wird allerdings die
Finanzkrise 2008 nicht mehr erfasst. Relevante Informationen zu Fondsperformances
findet man auch bei Scope.
Der Nachteil
des Vorgehens: Die kostenlos öffentlich verfügbaren Analysen sind zwar
tagesaktuell aber nicht auf beliebige Perioden einstellbar. Kunden von Scope,
Morningstar und Fondsweb können natürlich detailliertere Analysen machen.
Passive
Asset Allokationen: Kostenlose Benchmarks
Als Benchmark für eine passive Asset Allokation nutze ich den Excel-Download: Historische Zeitreihen der Diversifikator Portfolios und Top 200 ESG-Indizes (s. „Rückrechnungen“ auf www.diversifikator.com). Diese Tabelle erlaubt tagesgenaue Analysen mit frei wählbaren Perioden. Neben einer reinen Aktien ETF-Benchmark und einer 50/50 ETF-Benchmark können auch die „most passive“ Portfolios von meiner Firma Diversifikator als Benchmarks genutzt werden.
Wann immer
ich das in der Vergangenheit gemacht habe, sind für drei und mehr Jahre 50/50 passive
Asset Allokationen besser als der Medianfonds gewesen.
Andere passive
Asset Allokationen kann man sehr gut mit www.portfoliovisualizer.com analysieren (siehe auch https://prof-soehnholz.com/kann-institutionelles-investment-consulting-digitalisiert-werden-beispiele/).
Sehr gute
Performance der passiven Allokationen von Diversifikator
In den drei Jahren von 2017 bis 2019 hat das Weltmarktportfolio Basis von Diversifikator eine jährliche Rendite von 5,1% erreicht (siehe auch hier zur Kurzanalyse der Rückrechnung). Eine 50/50 ETF Benchmark wäre mit 6,7% pro Jahr besser gewesen. Ein Teil der niedrigeren Performance des Weltmarktportfolios über drei Jahre aber auch einer besseren über ein Jahr ist durch den hohen Alternativesanteil von ca. 30% zu erklären. So hat das passive Listed Alternatives Portfolio von Diversifikator in diesen drei Jahren 4,7% p.a. erreicht. Der typische flexible Mischfonds hätte laut Morningstardaten dagegen nur 4,1% eingebracht.
Für 2019 ist
die Bilanz sogar noch viel schlechter für den typischen aktiven Mischfonds, der
12,7% erreicht hätte. 50/50 hätte 19,5% eingebracht und das Weltmarktportfolio
Basis sogar 21,8%.
Auch die meisten
anderen passiven Multi-Asset Portfolios von Diversifikator hätten über 3 Jahre besser
abgeschnitten als „aktive“ Mischfonds: Das ESG ETF-Portfolio hätte unter
anderem wegen der Anfangs „überhöhten“ Aktienquote, da nicht genug gute ESG
Anleihe-ETFs zur Verfügung standen, 6,6% pro Jahr erreicht. Das Weltmarktportfolio
Basis Income hätte 5,0% gemacht, das Weltmarktportfolio S 4,7% und
das Weltmarktportfolio Stars 4,5%. Nur das WMP Basis Trend (2,7%)
hätte schlechter abgeschnitten als aktive Mischfonds (4,1%).
Auch für
2019 ist die Bilanz der passiven Allokationen viel besser. Das Weltmarktportfolio
Basis Income hätte 21,8% erreicht, das ESG ETF-Portfolio 19,9%, das Weltmarktportfolio
S 17,9% und das Weltmarktportfolio Stars 17,7%. Nur das WMP Basis
Trend (11.6%) und das ESG ETF-Portfolio Trend (11,1%) hätten etwas schlechter
abgeschnitten als ein typischer aktive Mischfonds (12,7%).
Falsche
Kritik aktiver Portfoliomanager
Aktive
Allokationsfonds vergleichen sich selbst oft nur mit ihrer sogenannten – oft
selbst definierten – „Peergroup“ bzw. Vergleichsgruppe. Dabei schneiden
naturgemäß etwa die Hälfte aller Fonds gleich oder besser als der Durchschnitt
ab. Nur selten findet man Vergleiche mit passiven Asset Allokationen, wie z.B.
50/50 Aktien/Anleihen. Das gilt leider auch für viele sogenannte
Fachpublikationen.
Dabei
behaupten aktive Fondsmanager oft, dass sie in Krisen besser performen als
passive Benchmarks. Korrekt ist, dass selbst 10-Jahreszeiträume keine großen
Aktienmarktkrisen mehr enthalten. In guten Rückrechnungen sollten solche Krisen
aber idealerweise enthalten sein. Das ist der Grund dafür, warum Diversifikator
Rückrechnungen normalerweise Anfang 2008 startet, sofern die Daten dafür mit
einem vernünftigen Aufwand beschaffbar sind.
Meines
Wissens sind aktive Manager im Schnitt in Finanzmarktkrisen aber oft schlechter
als passive Benchmarks.
Eigene Publikationen
zu und Portfolios mit passiven Asset Allokationen
Zu diesen
Erkenntnissen bin ich jedenfalls in meinen Analysen gekommen. Deshalb habe ich mit
Unterstützung meiner ehemaligen Feri-Kollegen Dr. Sascha Rieken und Dr. Dieter
Kaiser in Asset Allocation, Risiko-Overlay und
Manager-Selektion
die Naive Asset Allocation entwickelt. Diese habe ich später zum passiven
kapitalisierungsgewichteten Multi-Asset Weltmarktportfolio und einfachen
regelbasierten Trendfolgeansätzen weiterentwickelt (siehe hier und Das
Diversifikator Buch und https://prof-soehnholz.com/risikomanagement-aktiv-ist-schlechter-als-passiv-robo-advice/).
Gegen den Rat von wohlmeinenden Experten habe ich mich im Jahr 2015 entschieden, für meine Diversifikator-Portfolios solche 50/50 Benchmarks zu nutzen. Die Experten hatten Recht: Diese Benchmark ist sehr schwer zu schlagen. Wenn ich Fonds-Peergroups genutzt hätte, würde die relative Performance meiner Portfolios besser aussehen.
Das liegt bei meinen Weltmarktportfolios daran, dass sie relativ hohe Anteile von liquiden „Alternatives“ wie Immobilienaktien/REITs, Infrastrukturaktien, Rohstoffaktien und Listed Private Equity enthalten. Diese haben in den letzten Jahren oft nicht alle so gut rentiert wie klassische Aktien, wie man z.B. an dem Alternatives ETF Portfolio sieht. Risikoadjustiert sehen diese Segmente aber teilweise gar nicht so schlecht aus (siehe Infrastructure ESG und Real Estate ESG Portfolio https://prof-soehnholz.com/tolle-2019er-esg-performance/).
Mein Fazit: Passive Asset Allokationen sind besser als aktive und der Fokus auf regelbasierte ESG Investments schadet nicht.