Interessante (ESG) Publikationen der letzten Wochen

Ein Bloomberg-Auto meint, dass Anhänger von statistischer Outperformance der Vergangenheit mit ihrem Ansatz immer falsch lagen: “The problem is that evidence-based investing has been a bust over the last decade. Everything investors had been doing wrong, according to the evidence, turned out to be right” (https://www.bloomberg.com/opinion/articles/2019-03-19/when-the-evidence-is-solid-and-the-stock-returns-aren-t). Meines Erachtens wird der Begriff evidence-based aber hier viel zu eng gefasst (siehe hier).

In Bezug auf verantwortungsvolle Geldanlagen und Faktorinvestments stimme ich Herrn Kommer zwar nicht zu (siehe z.B. hier), aber der aktuelle Beitrag von Herrn Kerscher und ihm zu „Sachwerten“ ist sehr lesenswert: https://www.gerd-kommer-invest.de/konzept-der-sachwertanlage/.

Das Stiftungscockpit des Bundesverbandes deutscher Stiftungen bzw. von Dr. Stefan Fritz ist ein hilfreiches Einstiegstool für das Anlagemanagement kleiner Stiftungen. Bei der Nutzung wird aber deutlich, dass durch geringe Maximalverlustvorgaben das mögliche Kapitalanlagespektrum dramatisch eingeschränkt wird. Und bei den Zweckvorgaben, die nur Impact plus entweder Best-in-Class/Ausschluß/Engagement vorsehen, sollte differenzierter vorgegangen werden (siehe https://www.stiftungen.org/aktuelles/blog-beitraege/finanzdokumentation-leicht-gemacht.html).

Modellportfolios, Direct Indexing und Sparplankritik

Modellportfolios werden wichtiger, zumindest in den USA (siehe auch hier). Das zeigt sich daran, dass Morningstar jetzt begonnen hat, auch Modellportfolios zu raten (siehe hier). In dem Beitrag heisst es: „Bank of America Merrill Lynch has set out plans to double flows into its discretionary model portfolio business, while asset managers including BlackRock, Pimco and American Funds, among others, view the model space as a means of growing flows into funds, which have come under pressure from fee compression, the rise of passives and platform consolidation.”

Der Beitrag „Post Fund Future“ (s. https://www.openinvest.co/blog/post-fund-future-part-1-funds-going-way-cds/ vom 19.12.2018) ist auch nicht mehr brandneu, aber lesenswert. Der Beitrag startet so: „Funds are dying. In the next several years, the entire rationale for investing via funds will dissolve, due largely to changes in technology and cost structures.” Auch ETFs werden als überholt angesehen. Mehr will ich hier nicht verraten (siehe auch hier).

Etwas neuer: In „The great unwrapping“ vom 11.2.2019 werden Erfolgsbeispiele für Direct Indexing genannt (https://www.wealthmanagement.com/etfs/what-s-next-etfs-great-unwrapping).

HQ Trust hat eine Studie veröffentlicht die zeigt, dass Sparpläne nicht immer besser als Einmalinvestments sind (siehe hier). Interessenten können eine vergleichbare Analyse flexibel selbst erstellen. Auf www.portfoliovisualizer.com kann man dazu im Bereich Backtest Portfolio Allocation, z.B. mit dem Vanguard Produkt VFINX, 100% Anlage in US Aktien modellieren. Dafür stehen Daten ab 1969 zur Verfügung. Im ersten Schritt simuliert man die Ansparphase. Im zweiten Schritt wird der am Ende der Ansparphase kumuliert resultierende Investmentbetrag dann als Einmalanlage für die restliche Periode angelegt. Weitere interessante Analysemöglichkeiten siehe hier.

ESG

Eine europaweite Befragung von Privatkunden zum Thema Nachhaltigkeit durch Nielsen und der Allianz zeigt, dass das Interesse an nachhaltigen Investments sehr hoch ist. Anbieter sind darauf offenbar noch nicht richtig eingestellt (https://www.dasinvestment.com/umfrage-von-allianz-global-investors-europas-anleger-haben-nachhaltigkeit-im-visier/, siehe auch hier).

Die gute Nachricht ist, dass verantwortungsvolle Investments nicht teurer sein müssen als traditionelle (siehe hier https://www.ipe.com/countries/netherlands/esg-investing-does-not-cost-more-research-shows/10029567.article; siehe auch dieser Beitrag). Die schlechte Nachricht ist, dass traditionelle Investments für Privatanleger immer noch ziemlich teuer sein können, wie Ali Masarwah von Morningstar zeigt (siehe hier http://www.morningstar.de/de/news/181529/wie-teuer-sind-die-großen-fonds-am-markt.aspx).

Gut gefallen hat mir auch „ESG-ETFs: Unübersichtliches Terrain“ von Martin Pöhlsen in Das ETF-Magazin vom März 2019, S. 29-31 (siehe hier https://www.das-etf-magazin.de/inhalt-aktuelle-ausgabe/).

Die aktuelle Studie „ESG Investing: From Sin Stocks to Smart Beta“ von Fabio Alessandrini und Eric Jandeau vom März 2019 zeigt, dass passive ESG (Ausschluß-)Strategien sehr attraktiv sein können, dass man aber auf Faktorabhängigkeiten achten muss (siehe auch hier).

Jon Hale von Morningstar hat am 7.3. eine gute ESG Fondsklassifikation (“A Taxonomy of Sustainable Funds”) veröffentlicht. Die verschiedenen Fondsklassen werden anhand von Morningstar Sustainability Ratings verglichen. Der Nachteil solcher Ratings ist, dass zwar Fondsbestandteile analysiert werden, die Fonds aber trotzdem noch etliche Positionen (z.B. solche ohne Ratings) enthalten können, die kritische nachhaltigkeitsorientierte Anleger gar nicht mögen (siehe hier https://www.morningstar.com/articles/918263/a-taxonomy-of-sustainable-funds.html; eine Alternative Taxonomie siehe hier).

Die Forderung großer Geldanleger, dass Standard-Indizes kontroverse Waffen ausschließen sollen, ist falsch (siehe z.B. hier https://www.ipe.com/news/esg/index-providers-respond-to-controversial-weapons-campaign/www.ipe.com/news/esg/index-providers-respond-to-controversial-weapons-campaign/10029460.fullarticle). Erstens: Warum sollten nur kontroverse Waffen ausgeschlossen werden und nicht auch andere kritische Elemente? Zweitens: Es gibt inzwischen einige „verantwortungsvolle Indizes“, die statt der traditionellen Indizes genutzt werden könnten. Grundproblem sind aber unselige Tracking Error Vorgaben die Anleger „zwingen“, möglichst wenige von ihren meist traditionellen Benchmarks abzuweichen. Wenn sich verantwortungsvolle Investments wirklich durchsetzen sollen, muss gegen solche Vorgaben vorgegangen werden (siehe hier). 

Und der Druck nimmt zu: Die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung fordert künftig „eine Bewertung der Exposures von Pensionseinrichtungen hinsichtlich Umwelt-, sozialer und Governance-Faktoren (ESG)“ (http://www.portfolio-institutionell.de/ebav-stresstest-der-eiopa-startet/).

Anhand der “Low Carbon Desgination”, einer neuen Fondskennzahl von Morningstar, wird gezeigt, dass Berater und Anleger und daher auch Fondsmanager mehr Wert auf „klimafreundliche“ Fonds legen (siehe Ceccarelli/Ramelli/Wagner: When Investors Call for Climate Responsibility, How Do Mutual Funds Respond?, März 2019). Entsprechende Änderungen werden interessanterweise vor allem für relativ schlechte performende, traditionelle bzw. wenig nachhaltige Retailfonds vorgenommen.

Dass Digitalisierung zu einem steigenden Energieverbrauch führen kann, meinen die Autoren dieser beiden Beiträge: https://think-beyondtheobvious.com/stelters-lektuere/zu-den-oekologischen-folgen-des-digitalen-booms/ und hier https://www.linkedin.com/pulse/digitalisierung-als-informatisierte-energie-andreas-seidel/).

Mit der Definition von Impact Investing geht es voran. Das Global Impact Investing Network (GIIN) hat 4 Kerncharakteristika von Impact Investing festgelegt: Intentionaliy, Evidence-Based Investment Design, Impact management und Contribution to Industry Growth. Die Global Sustainable Investment Alliance (GSIA) nennt zusätzlich “Community Investing” (siehe hier)

In eigener Sache

Last: Etwas zu mir siehe http://www.fintechforum.de/7-questions-with-prof-dr-dirk-soehnholz-diversifikator/ und zu meiner Firma Diversifikator: https://www.linkedin.com/pulse/wealthtech-companies-redefining-wealth-asset-industry-richard-sachar/