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ESG SDG: Sehr konsequente Aktienportfolios

Impactinvestments: Oft nicht liquide

Vor allem Eigenkapital und Kredite für soziale und grüne Startups bzw. Projekte werden oft als Impact oder Mission Investments bezeichnet. Das sind Investments, die einen positiven sozialen oder ökologischen Beitrag liefern sollen. Viele der so finanzierten Projekte bzw. Unternehmen werden ökonomisch nicht erfolgreich. Selbst bei erfolgreichen Projekten kann oft viel Zeit bis zu den ersten nennenswerten Kapitalrückflüssen an Anleger vergehen, da meist viel Aufwand für Aufklärung/Marketing betrieben werden muss (s.a. Karen Wendt, Positive Impact Investments, Arbeitspapier, 11.12.2017, S. 7). Ausserdem sind solche Investments nicht liquide, d.h. man kann nicht jederzeit an sein Geld heran.

Börsennotierte Aktien und Anleihen sind dagegen grundsätzlich jederzeit zu verkaufen. Es gibt zum Beispiel einige liquide Mikrofinanzfonds, die allerdings meist nur geringe Renditepotenziale haben. Seit Kurzem gibt es auch Impactfonds, die sich oft an den Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen orientieren. Diese Fonds haben aber meist keine oder nur geringe ESG Anforderungen an ihre Wertpapiere.

Probleme vieler ESG-Ansätze und der PureESG Ansatz

Die meisten ESG Angebote am Markt nutzen vor allem ökonomische Kriterien für die Wertpapierselektion und zusätzlich meist nur wenige und/oder wenig strenge Ausschlüsse. Außerdem orientieren sie sich oft an traditionellen Indizes und versuchen deshalb, ähnliche Branchen- und Länderallokation zu haben. Das führt dazu, dass Unternehmen aus wenig nachhaltigen Branchen mit den branchenbezogen relativ besten ESG-Ratings (best-in-Class) in Portfolios aufgenommen werden. Anleger möchten aber eher die branchenunabhängig nachhaltigsten Wertpapiere in ihren Portfolios haben (Best-in-Universe). Außerdem nutzen viele Fonds aggregierte ESG Ratings. Dass kann dazu führen, dass eine gute Unternehmensgovernance ein schlechtes soziales oder ökologisches Rating kompensieren kann.

Mein Unternehmen Diversifikator hat für seine ESG-Angebote die gleichen Gewinnziele wie für die traditionellen Angebote. Wir nennen die ESG Investments von Diversifikator sogar PureESG, weil die Wertpapierselektion (fast) nur anhand von ESG-Kriterien erfolgt und ökonomische Kriterien – bis auf maximale Verluste – keine Rolle spielen. Wir nutzen zudem separate E, S und G-Ratings und für alle Unternehmen gelten dieselben Mindestvoraussetzungen, um in die Portfolios aufgenommen zu werden (Best-in Universe).

ESG SDG: SDG als Basis

Für die Impact + ESG Portfolios von Diversifikator werden alle Aktiengesellschaften berücksichtigt, die einerseits den strengen ESG Kriterien entsprechen und andererseits auch einen positiven sozialen oder ökologischen Impact liefern können. Basis für die Impact Investments sind bei Diversifikator die 17 United Nations Sustainable Development Goals (SDG): No poverty, zero hunger, good health and well-being, quality education, gender equality, clean water and sanitation, affordable and clean energy, decent work and economic growth, industry, innovation and infrastructure, reduced inequalities, sustainable cities and communities, responsible consumption and production, climate action, life below water, life on land, peace, justice and strong institutions und partnerships for the goals.

Die SDG sind nicht als Basis für Geldanlagen gedacht gewesen. Aber mit ihrer Hilfe kann man Branchen bzw. Aktienmarktsegmente identifizieren, die für Impact Investments geeignet sein könnten. Dazu kann man sich zum Beispiel an der detaillierten Impact Investing Market Map der United Nations Principles for Responsible Investment vom August 2018 orientieren. Dieser Report führt insgesamt zehn relevante Marktsegmente auf: Energieeffizienz, grüne Gebäude, erneuerbare Energien, nachhaltige Land- und Forstwirtschaft, Wasser, bezahlbares Wohnen, Erziehung, Gesundheit, inklusive Finanzen. Zusätzlich nutzen wir auch die relativ neue neue Sustainable Development Investments Asset Owners Platform für die Identifikation interessanter Anlagesegmente.

Im Idealfall haben Impact Investments das Ziel, „Bedürftige“ zu unterstützen. Dabei sollten Services/Produkte angeboten werden, die von diesen bezahlbar sind. Zusätzlich sollen Services/Produkte angeboten werden, die „der Markt“ normalerweise nicht anbietet. Liquide (also meist große) börsennotierte Unternehmen sind jedoch „normale“ Kapitalmarktteilnehmer. Deshalb ist eine Selektion solcher Unternehmen für ein Impact bzw. SDG Portfolio nicht ideal.

Einige der 17 Ziele könnten durch gute Erfüllung von ESG Kriterien (z.B. gender equality, decent work and economic growth, innovation, responsible production) gefördert werden. Für andere SDG-Ziele wie „strong institutions“ gibt es gar keine passenden börsennotierten Aktiengesellschaften.

SDG: Fokus auf Gesundheit, erneuerbare Energien und mehr

SDG Reportings von Unternehmen und dementsprechend auch von bzw. externen Datenanbietern (vgl. hier) sind sehr lückenhaft. Meist werden allenfalls geringe SDG-kompatible Umsätze oder Investitionen gemeldet. Deshalb können solche SDG-Reportings kaum für die Bildung konsequenter Impactportfolios genutzt werden. Auch SDG-Ratings, die zusätzlich auf externe Daten zugreifen, sind nicht besonders hilfreich, weil sie oft nur ESG-Ratingbestandteile nutzen und etwas anders aggregieren.

Wir haben deshalb ein anderes Vorgehen gewählt. Zunächst haben wir die besten Aktien anhand der oben genannten ESG Kriterien identifiziert (Details siehe Das Diversifikator Buch u.a. Kapitel 3.3.). Dabei haben wir uns auf die Länder beschränkt, die zu den 50% mit der besten Rechtssicherheit gehören. Insgesamt waren das in den letzten Jahren 400 bis 500 Aktien weltweit. Aus dieser Liste haben wir Unternehmen aus Branchen identifiziert, die uns am ehesten mit den 17 UN SDG Zielen im Einklang zu stehen scheinen (vgl. auch SDG ETF-Portfolio: Innovativer Megatrendansatz mit guter Performance – Verantwortungsvolle (ESG) Geldanlage (prof-soehnholz.com):

–             Gesundheitsförderung: Gesundheitswesen

–             Umweltförderung, speziell erneuerbare Energieproduktion und relevante (elektrische) Infrastruktur, (monopolartige) öffentliche Transportangebote, v.a. Schienenverkehr (nicht jedoch private Fluggesellschaften), Forstwirtschaft, Wasserver- und –entsorger und Recyclingunternehmen

–             Sonstige wie Telekommunikations-Infrastruktur (ab Ende 2019) und IT-Infrastruktur (ab Ende 2020), Wohnimmobilienunternehmen etc.

Dabei sind die Gründe für die Ergänzung um Telekommunikations- und IT-Infrastruktur, dass diese zu Kommunikationsverbesserungen führen, kollaborative und Heimarbeit fördern, Arbeitsbedingungen verbessern und Transportkosten verringern können. Privatwirtschaftliche Telekommunikationsdienstleister ohne Infrastrukturangebot werden aber ausgeklammert, weil viele von ihnen nicht nötig sind, um Telekommunikation zu ermöglichen.

Durch dieses Vorgehen werden nur Aktien selektiert, die ganz überwiegend Umsätze in den genannten Marktsegmenten haben. Dabei ist allerdings nicht sicher, dass alle Unternehmen der aufgeführten Branchen mit guten ESG-Beurteilungen auch einen nennenswerten positiven Impact bzw. Additionalität im Sinne der Prinzipien der Vereinten Nationen bringen.

ESG SDG: Externe Anforderungen werden weitestgehend erfüllt

Die Global Impact Investing Initiative (GIIN) fordert für Impact-Investments: Intentionalität, Evidence, Impact Performancemessung und -management sowie transparente Beiträge zum Wachstum von Impactinvestments.

Intentionalität ist mit unserem Ansatz aus unserer Sicht vorhanden (vgl. Conscious Fintech? 5 Jahre Diversifikator – Verantwortungsvolle (ESG) Geldanlage (prof-soehnholz.com). Mit der Evidence ist es schwieriger. Dazu muss man erst mal festlegen, wie Impact und seine Verbesserung gemessen werden. Da wir sowieso nur in die Aktien mit dem meisten Impact investieren wollen, sind Verbesserung nur schwierig machbar. Wir halten einen solchen Ansatz für viel besser als in Aktien mit wenig Impact zu investieren, nur um im Anschluss eine Verbesserung vorweisen zu können. Konsequenterweise müsste ein solcher Ansatz Aktien mit viel Impact wieder verkaufen, um mit den Erlösen in Aktien mit wenig Impact und viel Nachholbedarf zu investieren.

Wir propagieren damit einen relativen Impactansatz: Wenn man in Aktien und Anleihen investiert, dann sollt man das so verantwortungsvoll wie möglich machen (vgl. Absolute und Relative Impact Investing und Additionalität – Verantwortungsvolle (ESG) Geldanlage (prof-soehnholz.com)).

Durch die vollständige Regelbasiertheit, Transparenz und Publikation unseres Ansatzes entsprechen wir auch dem vierten GIIN Ziel der Transparenz.

ESG SDG: Investierbarer Indexansatz seit 2017

Mit dem Healthcare-ESG Index von Diversifikator wird der Bereich Gesundheitsförderung bereits seit 2017 abgedeckt. Anfang 2018 kam der Öko ESG-Index mit den oben unter Umweltförderung genannten Branchen hinzu. Dieser wurde aber Ende 2020 eingestellt, weil zum wiederholten Mal nicht genug Aktien für einen solchen strengen ESG-Index verfügbar waren.

Der seit Anfang 2018 berechnete SDG ESG Index vereint grundsätzlich den Gesundheits-, den Öko- und ab Ende 2020 auch einige Elemente des Infrastrukturindexes (sofern diese nicht auf Straßeninfrastruktur- oder Fluginfrastruktur fokussiert sind). Hinzu kommen Unternehmen mit Fokus auf IT-Infrastruktur und auf Förderung des Wohnungsbaus.

2021 setzt sich der SDG Index aus insgesamt 59 Unternehmen aus fast 30.000 untersuchten Aktien zusammen. Die 59 Unternehmen kommen vor allem aus dem Gesundheitswesen aber auch aus den Bereichen erneuerbare Energien und Infrastruktur.

Die aus dem SDG Index abgeleiteten SDG Portfolios beinhalten 30 Aktien. Das sind die jeweils 30 besten nach Governanceratings bzw. Dividendenstärke.

Alle Aktien in den Indizes und Portfolios werden zu Jahresbeginn gleich gewichtet. Wie bei allen ESG Indizes von Diversifikator werden jeweils am Jahresende die Regeln überprüft und neu angewendet und die Portfoliobestandteile auf das Ausgangsgleichgewicht rebalanziert.

ESG SDG: Trotz Konzentration Performance wie traditionelle globale Aktien-ETFs

Das Global Equities ESG SDG und das Global Equities ESG SDG Income Portfolio werden seit Anfang 2021 auf www.diversifikator.com veröffentlicht (vgl. Impact ETF Portfolio +18% in 2020 – Verantwortungsvolle (ESG) Geldanlage (prof-soehnholz.com).

Das Ende 2019 gestartet Dividendenorientierte Impact + ESG Portfolio hat in 2020 mit -8,9% keine gute Rendite gehabt. Allerdings hatten viele dividendenorientierte Portfolios 2020 keine gute Performance.

Das Global Equities ESG SDG Portfolio hat dagegen +4% in 2020 erreicht. Seit Auflage 2018 hat es sogar etwas besser als ein breiter Weltaktien-ETF performt. Der strenge ESG Ansatz und der enge Branchenfokus haben also nicht geschadet.

ESG SDG: 2021 schon 3 Portfolios

2019 wurden Aktien aus dem Impactindex zudem mit Anleihen der selektierten Unternehmen und Anleihen von Entwicklungsbanken zu einem gemischten Portfolio für eine Privatbank kombiniert (vgl. Impact+ESG: Innovatives Mischfondsprojekt der von der Heydt Bank – Verantwortungsvolle (ESG) Geldanlage (prof-soehnholz.com).

Zwei der Impact + ESG Portfolios sind seit Anfang 2020 bei der Deutschen Wertpapiertreuhand GmbH erhältlich. Diese enthalten grundsätzlich die gleichen Aktien wie der Impact ESG Index, sofern dem nicht Umsetzungsbeschränkungen bei der jeweiligen Depotbank entgegenstehen. Das ist zum Beispiel für Titel aus bestimmten Ländern wie Malaysia oder Thailand der Fall.

Zusätzlich zu den bereits seit mehreren Jahren bestehenden fünf ESG Aktienportfolios für globale,  deutsche, Infrastruktur- und Immobilienaktien werden seit Anfang 2021 drei weitere Portfolios öffentlich auf www.diversifikator.com angeboten.

Darunter ist neben dem ESG + Impact Dividendenportfolio auch ein Trendfolgeportfolio. Für die Signalgenerierung wird der 40 Tagedurchschnitt eines Weltaktien ETFs genutzt. Wenn das Kauf- oder Verkaufssignal am Folgetag bestätigt wird, werden alle Aktien im Portfolio ge- oder verkauft.

In Bezug auf die Impactregeln hat sich seit 2017 nur wenig geändert. Aus den knapp 500 Aktien, die unsere harten ESG Anforderungen erfüllen, werden top-down diejenigen selektiert, die überwiegend Aktivitäten verfolgen, die mit den 17 nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen kompatibel sind.

ESG SDG: 30 aus 500 und Portfoliodetails

Für das ESG + Impact Portfolio werden die Top 30 Unternehmen nach Governancerang selektiert. Das Global Equities ESG SDG Portfolio enthält, ebenso wie das Trendfolgeportfolio, ab Ende 2020 30 Titel, davon 7 aus den USA, 3 aus Deutschland aber keinen aus der Schweiz. 12 der Unternehmen sind in teilweise recht unterschiedlichen Gesundheitssegmenten aktiv. Die durchschnittliche und die Medianmarktkapitalisierung betrugen etwa 27 und 9 Milliarden Euro. Die größten Portfoliounternehmen nach Marktkapitalisierung sind United Health Group, Cisco, Anthem und Humana aus den USA. Mit weniger als 1,5 Milliarden Euro gehören zu geringsten kapitalisierten Unternehmen Adva Optical Networking aus Deutschland, Emis Group aus UK und Netcare aus Südafrika.

Für das ESG + Impact Incomeportfolio wurde nicht nur wie bisher die Dividendenhöhe der letzten drei Jahre berücksichtigt, sondern auch, ob Dividenden ausgesetzt wurden. Das heißt, dass – unabhängig von der Dividendenhöhe – keine Unternehmen aufgenommen wurden, die ihre Zahlungen zeitweise ganz ausgesetzt hatten. Der Grund dafür ist, dass eine aktuelle Untersuchung gezeigt hat, dass sich das komplette Aussetzen von Dividendenzahlungen besonders nachteilig auswirken kann (vgl. Pettenuzzo et al. 2020).

Das Global Equities ESG SDG Income Portfolio enthält ebenfalls 30 Titel, davon 4 aus den USA und 3 aus Deutschland aber keinen aus der Schweiz. 10 sind aus unterschiedlichen Gesundheitssegmenten. Die durchschnittliche und die Medianmarktkapitalisierung betrugen etwa 25 und 9 Milliarden Euro.

ESG SDG: Noch kein ETF Portfolio möglich

Diversifikator bietet damit zwei Impact Portfoliokonzepte an: Eines basierend auf ETFs, und eines basierend auf Aktien. Das Impact ETF-Portfolio muss auf vorhandene ETFs zurückgreifen und daher erheblich mehr Kompromisse eingehen als das Impact ESG Aktienportfolio.

Für die fondsbasierte Vermögensverwaltung dürfen nur zum öffentlichen Vertrieb in Deutschland zugelassene Fonds genutzt werden. Wir möchten dafür möglichst günstige Fonds nutzen, also vorzugsweise ETFs. Es ist naheliegend, für ein Impact ETF-Portfolio nur Impact-ETFs zu selektieren. Solche ETFs werden aber noch nicht öffentlich angeboten. Es gibt sogar nur wenige bekannte Impact-Indizes, auf die sich solche ETFs beziehen könnten. Und die Impact-Indizes, die es gibt, sind uns nicht konsequent genug.

So nehmen die Impact-Indizes von MSCI solche Unternehmen auf, die mindestens 50% ihres Umsatzes mit den folgenden Themen machen: Basic Needs, Empowerment, Climate Change, Natural Capital und Governance (siehe hier). Selbst wenn man annimmt, dass die genannten Segmente voll im Einklang mit den SDG stehen, können so bis zur Hälfte des Umsatzes der Indexbestandteile mit einem nicht-SDG-Fokus gemacht werden können. Insbesondere ist dabei unklar, ob dieser nicht-kompatible Umsatz sogar schädlich im Sinne der SDG sein könnte, z.B. wenn er mit zu viel CO2-Produktion verbunden wäre.

Ein Beispiel ist Johnson Matthey, die stark im Bereich der Metallrohstoffe und traditioneller Energie tätig sind. Auch Procter und Gamble gehören zu den Top 10 Positionen in Impactindex von MSCI (siehe hier). Das ist „verantwortungsvollen“ Anlegern nur schwer zu erklären.

Die meisten der von uns genutzten und mit den SDG kompatiblen Themen ETFs achten bei ihrer Titelsektion nicht auf gute ESG-Werte. Und wenn ESG beachtet wird, sind die Anforderungen relativ gering. Es ist deshalb auch kein Impact + ESG Ansatz.

Wir sind trotzdem überzeugt, dass auch unser ETF-Ansatz attraktiver ist als viele andere liquide Impactinvestments (vgl. Impact ETF Portfolio +18% in 2020 – Verantwortungsvolle (ESG) Geldanlage (prof-soehnholz.com) und SDG ETF-Portfolio: Innovativer Megatrendansatz mit guter Performance – Verantwortungsvolle (ESG) Geldanlage (prof-soehnholz.com).