Die Rente ist nicht sicher. Plädoyer für eine private Altersvorsorge mit Aktien

Norbert Blüm wird oft mit dem Satz zitiert: „Die Rente ist sicher“. Sicher ist, dass es immer schwieriger wird, allen künftigen Rentnern eine ausreichend hohe staatliche Altersversicherung zum würdevollen Überleben zu garantieren. Vielleicht gibt es künftig ja die „sichere“ 1-EURO Rente?

Laut Bundesregierung steigen Deutschlands Schulden demnächst nicht mehr. Die Staatsschuldenuhr (www.staatsschuldenuhr.de) zeigt aber noch mehr als 1500 Euro neue Schulden pro Sekunde an. Die Schulden liegen bei über 2000 Milliarden Euro. Das ist eine Zahl mit 12 „Nullen“. Und wenn die Zinsen künftig wieder steigen, steigen auch die Staatsausgaben für Zinsen, die einen enormen Anteil am Staatshaushalt ausmachen. Kein Wunder, daß Franz Müntefering, der „Vater“ der Agenda 2010, eine neue „Agenda“ fordert. Auf den Staat alleine sollte man sich also bei der Altersvorsorge keinesfalls verlassen. Die private Vorsorge ist aber noch nicht genug verbreitet. Der aktuellste sogenannte Alterssicherungsbericht (s. ASID 2011 unter www.bmas.de) der Bundesregierung zeigt, dass heute nur 9% des Einkommens von Rentnern aus der privaten Vorsorge kommen. Die private Vorsorge muss also dringend ausgebaut werden. Empfohlen werden dafür sehr oft Garantieprodukte und die private Immobilie. Beide Anlagen haben aber erhebliche Nachteile. Aktien können die bessere Altersvorsorge darstellen.

Staatliche Altersvorsorge mit demografischen Problemen

Die sogenannte erste (staatliche) Säule der Altersvorsorge in Deutschland, die im Schnitt 64% der Rente einbringt (ASID 2011), funktioniert nach dem Generationsvertragsprinzip. Die arbeitende Bevölkerung von heute zahlt für die Rentner von heute. In der Zukunft gibt es aber immer weniger Berufstätige und immer mehr Rentner (s. Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung www.ib-demografie.de). Zusätzliche Vorsorge ist also nötig.

Betriebliche Altersvorsorge vor allem über heute wenig attraktive Anleihen

Die zweite Säule, die betriebliche, funktioniert konzeptionell schon besser. Hier wird von Berufstätigen und Betrieben zumindest zum Teil schon heute für die Altersvorsorge von morgen gespart. Die Anlage der Gelder ist aber relativ stark reguliert. Das führt dazu, dass ein Großteil der Gelder in bisher als sicher geltenden Anleihen, vor allem Staatsanleihen, angelegt wird (s. www.aba-online.de). Die Verzinsung dieser Anleihen ist derzeit sehr gering. Und wenn die Zinsen steigen, fallen die Preise der Anleihen. Selbst wenn man über eine betriebliche Altersvorsorge verfügt, ist diese zudem meist Beitrags- und damit Rentenbetragsmäßig begrenzt. Daher sollte man zusätzlich privat vorsorgen. Je nachdem, wie viel Zeit man noch bis zum möglichen Renteneintritt hat, kann man die Anlage unterschiedlich riskant auswählen. Ist es nicht mehr lange hin bis zum Austritt aus dem aktiven Berufsleben, wird man eher konservativ anlegen. Wenn man relativ viel Zeit hat, kann man mutiger anlegen (s. z.B. www.vz-nrw.de unter dem Stichwort Altersvorsorge). Konservativ hiess bisher: Viele Anleihen, wenig Aktien. Bei steigenden Zinsen gilt das nicht mehr. Andere Allokationen sind gefragt.

Eigengenutzte Immobilien mit erheblichen Risiken

Zur privaten Altersvorsorge bei langem Zeithorizont werden oft Immobilien empfohlen (s. z.B. Stiftung Warentest). Aber Immobilien haben erhebliche Nachteile. Für sie werden selbst bei nur 20% Eigenkapital oft die Ganzen oder ein Großteil der Ersparnisse auf einmal investiert. Für 80% des Hauspreises werden Kreditzinsen fällig, die aktuell prozentual niedrig sind, aber bei Zinsanstieg zu hohen monatlichen Belastungen führen können. Das Geld, was für diese Zinszahlungen benötigt wird, steht zum Sparen nicht mehr zur Verfügung. Was ist, wenn die Immobilie zu teuer eingekauft wird? Was ist, wenn unerwartet hohe Neben- bzw. Unterhaltungskosten anfallen? Was ist, wenn man seinen Job verliert? Was ist, wenn man umziehen will oder muss? Selbst wenn alles gut läuft, sind die erzielbaren Renditen von privaten Immobilieninvestments meist relativ gering. In den vielen deutschen Gebieten mit Bevölkerungsrückgang müssen Verluste eingeplant werden (s. Wirtschaftswoche, „Was aus 20.000 Euro wurde“ vom 24.7.2014). Hinzu kommt, dass man mit den vielen Staatsanleihen aus der betrieblichen Altersvorsorge plus nur einer privaten Immobilie nicht gut diversifiziert ist. Wenn man zusätzlich über sogenannte Kapitallebensversicherungen mit Garantie- und Sparkomponente verfügt, ist man mit diesen heute oft auch überwiegend in Anleihen investiert (s. BAFIN Kapitalanlagen der Erstversicherer).

Aktien sind eine unterschätzte Langfristanlage für die Altersvorsorge

Im Portfolio deutscher Privatanleger sind Aktien dagegen kaum vertreten. Aktieninvestments gelten als riskant, kann man anführen. Risiko wird dabei aber meist als Preisschwankung gemessen. Für die Altersvorsorge interessiert aber kaum, wie die Aktienwerte zwischen heute und dem Renteneintritt schwanken. Es interessiert vor allem, ob man am Ende mehr erwirtschaftet hat als mit anderen Kapitalanlagen. Diese Wahrscheinlichkeit ist bei einem diversifizierten soliden Aktienportfolio sehr hoch, wie man selbst einfach feststellen kann, indem man sich einen Weltaktienindex über verschiedene Zeiträume ansieht (s. Onlineplattformen wie www.onvista.de). Das gilt vor allem bei Sparplanlösungen (s. www.bvi.de unter „fonds-sparplan“). Entgegen landläufiger Meinung und häufigem Rat kann man mit einem kontinuierlich investierten Aktienfondsportfolio so eine viel bessere Altersvorsorge aufbauen als mit den meisten anderen Kapitalanlagen.