Wie kommt das Neue in die Fonds-Welt? Pro KVP: Systematischer und kontinuierlicher Verbesserungsprozess.

„Wie kommt das Neue in die Welt?“ heißt ein interessantes Buch, herausgegeben von von Pierer/von Oetinger. Im Asset- bzw. Fondsmanagement müsste es heißen: Wie komme ich zu neuen bzw. besseren Investments bzw. Fonds?


Durch meine Vorlesung „Produktinnovation im Asset Management“ habe ich mich in den letzten Jahren mit dem Thema beschäftigt. Die Assetmanagementbranche war und ist durchaus innovativ, auch in Deutschland: Fonds, Dachfonds, Hedgefonds, geschlossene Fonds, Zertifikate, ABS, MBS, ETFs, Smart-Beta, Fintech, Robo-Advisor sind -teilweise sehr aktuelle – Stichworte. Aber wie kommt man zu neuen Ideen?

Auch für das Assetmanagement gilt wie für andere Bereiche auch: Viel lesen, viel diskutieren, viel testen und ständig hinterfragen.

Warum viel lesen? Es wird heute sehr viel publiziert. Man muss nicht alles selbst neu erfinden. Neue Anregungen bekommt man z.B. über gute Newsdienste. Ich halte „Abnormal Returns“ für eine besonders interessante Quelle. In Deutschland ist Absolut Research von Michael Busack und seinem Team besonders hilfreich. Beide haben den Vorteil, aktuelles Research aufzuführen und teilweise auch zu bewerten. Das erleichtert die Identifikation von interessanten Themen und die gezielte Suche nach weiterführenden Informationen. SSRN und Researchgate sind sehr gute Quellen für solche gezielten Suchen.

Warum erst nach dem Lesen diskutieren bzw. testen? Das ist der wissenschaftliche Anspruch: Erst kommt die Literaturanalyse, dann die Formulierung von Hypothesen, dann die Diskussion bzw der Test. Tests sollten dabei sehr gezielt ausgeführt werden und kein Data Mining darstellen. Im Idealfall wird die Anzahl und der Inhalt der Testversuche genau dokumentiert. Dann kann man nachvollziehen, wie viele Varianten getestet wurden bevor der Anbieter zum Beispiel zu einem neuen Smart-Beta Ansatz kam.

Wenn man dem kritischen Rationalismus von Popper folgt, können dabei Hypothesen verworfen werden aber keine endgültig bestätigt werden. Man sollte also immer kritisch bleiben. Das führt auch zum Thema kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP). Wenn man meint, noch etwas an seinen Investmentportfolios verbessern zu können, sollte man diesen Prozess am besten systematisch aktiv gestalten und nicht dem Zufall überlassen. So kann man sich als aktiver Manager zudem gut von den statischen sogenannten Smart Beta Ansätzen abgrenzen.

Da es das perfekte Portfolio m.E. nicht gibt, kann man davon ausgehen, dass es sich um einen kontinuierlichen Prozess von verbesserten Hypothesen und weiteren Diskussionen bzw. Tests handeln wird. Gerade wenn ein Investmentportfolio zu gut läuft, hat man oft Angst vor weiteren Änderungen, weil man die gute Performance nicht gefährden will. Oft  werden Argumente verwendet wie „der Kunde möchte nicht, dass wir permanent etwas verändern“ etc.. In der Vergangenheit hat es sich aber häufig gezeigt, dass Portfoliomanager, die sich auf ihren Lorbeeren ausruhen, nicht unbedingt dauerhaft gut bleiben. Der Kunde sollte verlangen, dass sich ein Portfoliomanager permanent und systematisch um die Verbesserung seiner Portfolios bemüht.