Regeltransparenz statt Positionstransparenz

Wenn in der Fondsbranche über Transparenz geredet wird, dann meist über Inhalte im Portfolio und Kosten. In diesem Beitrag geht es vor allem um weitere Dimensionen von Transparenz, vor allem um Transparenz nach Vorne und nicht nach Hinten.Auf Kosten werde ich in einem weiteren Beitrag eingehen.

Für Stiftungen gibt es seit einiger Zeit spezielle Transparenzberichte. Die enthalten ziemlich viele Zahlen und auch einige weitergehende Informationen über „vergangene“ Portfolios. Aber was nutzt es, selbst wenn man das aktuelle Portfolio im Detail kennt, wenn es sich um einen wirklich aktiven Portfoliomanager handelt? Was ist wirklich wichtig, um künftiges Verhalten von Fonds beurteilen zu können? Warum selektieren Consultants keine Fonds ohne bzw. mit wenig Track Record? Sie haben keine Transparenz darüber, was der Manager in der Vergangenheit gemacht hat. Andererseits sammeln neue ETFs, auch sogenannte Smart Beta ETFs, auch ohne echten Track Record teilweise viel Geld ein, auch durch Consultant-Empfehlungen.

Der Grund: Sie folgen überzeugenden Regeln. Wenn diese Regeln in der Vergangenheit funktioniert haben, könnten sie auch in der Zukunft funktionieren. Man muss dann noch sicherstellen, dass sich der Fondsmanager auch an die Regeln hält. Renommierte Anbieter, und das ist in der Regel bei ETF Anbietern der Fall, sollten sich an ihre Regeln halten. Andernfalls haben sie ein großes Reputationsrisiko. Das können sie sich kaum leisten. Regelbasierte „Nicht-ETF“-Fonds sind ebenfalls sehr transparent wenn sie ihre Regeln offen legen. Oft gibt es wissenschaftliche Literatur, auf der diese Regeln aufbauen. Institutionelle Investoren oder professionelle Berater können diese Regeln testen. Regeltransparenz ist also sehr wichtig für Anleger um antizipieren zu können, wie sich ein Fonds künftig verhalten könnte. Wenn dann noch „Verhaltens“-Transparenz durch Simulationen und Stresstests und vielleicht noch Positionstransparenz hinzukommen, kann der Fonds sogar kopiert werden. Deshalb scheuen viele Fondsmanager vor einer solchen Transparenz zurück.

Aber wer würde solche Fonds kopieren, selbst wenn die Regeln und Backtests sehr überzeugend sind? Ein direkter Wettbewerber kann es sich das kaum leisten, denn Kopien durch einen Wettbewerber würden schnell auffallen. Wenn das publik wird, kann das dem Erfinder der Regel nützen und dem Kopierer erheblich schaden. Einzelne Elemente der Regeln könnten natürlich von anderen Investoren übernommen werden. Aber wer sich mit Regelanalysen beschäftig, weiß, dass oft die richtige Kombination von Regeln entscheidend ist und nicht die einzelne Regel an sich. Sogar institutionelle Investoren haben oft nicht die Ressourcen, um Fonds zu kopieren.

Regeltransparenz ist wichtiger als Positionstransparenz, denn Positionen können sich schnell ändern. Und aus Positionen abzulesen, nach welchen Regeln das Portfolio künftig genau zusammengestellt wird, ist fast unmöglich. Regeltransparenz alleine reicht aber nicht aus, damit man einem Manager Geld gibt. Dazu kommt eine eher qualitative Fonds- und Managertransparenz, die man als professioneller Investor z.B. über sogenannte Due Diligence Fragebögen erhält. Der BVI (Bundesverband Investment und Asset Management) und der BAI (Bundesverband Alternative Investments) haben solche Bögen entwickelt.