Grenzen von Smart Beta

Smart Beta ist eine ernste Bedrohung für jeden Asset Manager. Die Ansätze sind oft wissenschaftlich basiert, haben sich teilweise in extensiven Backtests bewährt und sind meist transparent. Noch dazu scheint Smart Beta oft günstig angeboten zu werden. So gelingt es Smart Beta Anbietern, sogar ohne Track Record teilweise erhebliche Assets in relativ kurzer Zeit einzusammeln. Was also ist das Problem? Erstens: Wirklich „intelligente“ Smart Beta Aktien- und inzwischen auch Anleiheprodukte sind durchaus möglich. Smart Beta ist aber kaum Multi-Asset tauglich. Zwar gibt es in den USA bereits einige wenige Multi-Asset Angebote. Aber die Allokationsmodelle, die diesen Smart Beta Ansätzen zugrunde liegen, sind nicht überzeugend, da sie auf unrealistischen Annahmen beruhen. Klassische Multi-Asset-Fonds haben also nur wenig Konkurrenz durch Smart Beta zu befürchten. Zweitens: Auch im Single-Asset Bereich ist Smart Beta nicht die Lösung aller Probleme. Smart Beta ist regelbasiert, das ist mir sympathisch. Aber Smart Beta ist auch statisch. Es gibt keine Mechanismen, die Regeln zu ändern, selbst wenn bessere Erkenntnisse aus der Praxis, aus der Wissenschaft oder aus neuen Ideen und Backtests vorliegen. Drittens: Smart Beta ist schwer zu verkaufen. Schon einfache ETFs sind erklärungsbedürftig: Warum wird welcher Index verwendet? Warum wird welche Replikationsmethode verwendet? Wie ist die Tracking Differenz zu erklären? Ist die Liquidität jederzeit gewährleistet? Für Smart Beta ETFs müssen zusätzlich die smarten Regeln erklärt und begründet werden. ETFs erlauben aber keine Vertriebsprovisionen. Wer, außer den Smart-Beta Anbietern direkt, wird dann Smart Beta verkaufen? Die ersten Smart Beta Dachfonds wird es aber wohl bald geben. Denn Dachfonds können Vertriebsprovisionen zahlen. Und auch Honorarberater könnten Smart Beta einsetzen. Honorarberatung befindet sich in Deutschland aber immer noch in den Kinderschuhen.