Die besten Robo-Angebote für Banken

Traditionelle Banken und unabhängige Anbieter haben mehrere Möglichkeiten, zu sogenannten Robo-Angeboten zu kommen. Dabei definiere ich „Robo“ weit und meine auch online unterstützte ETF-Portfolios, nicht nur voll automatisierte Investment-Management Lösungen.

Selektionskriterien sind meines Erachtens vor allem Kosten und Einnahmepotenziale, Zeitbedarf und Adaptionsmöglichkeiten. Hier ist zunächst der Überblick über die grundsätzlichen Optionen:
1) Aufbau einer eigenen automatisierten Investmentplattform und volle Integration in die eigenen Prozesse und
2) Mehrheitliche Beteiligung an einem bestehenden Robo-Advisor mit anschliessender Adaption an die eigenen Erfordernisse
3) Kooperation mit einem bestehen Robo-Advisor, ggf. mit Minderheitsbeteiligung

Der erste Weg wird vor allem von den Großbanken verfolgt. Er ist teuer und langwierig. Die Sparkassen gehen mit Yomo, wenn das Angebot künftig wieder ausgebaut wird, offenbar denselben Weg und die Volks- und Raiffeisenbanken testen ihn mit dem Visualvest-Ansatz. Die Warburg-Gruppe hat Ownly als ersten Schritt zum eigenen Robo-Advisor getan und auch andere größere Banken werden wohl diesen Weg gehen.

Hauck und Aufhänger hat mit dem Kauf von Easyfolio den zweiten Weg beschritten. Easyfolio wird künftig auch Portfolios des neuen Eigentümers anbieten, die Anpassung ist also angelaufen.

Den dritten Weg hat unter anderem die Santanderbank beschritten.

Der „Selbstaufbau“ dauert lange und kann auch recht viel Zeit kosten. Dafür ist man uneingeschränkt in der Lage, seine eigenen Produkte, Preise und den eigenen Markenauftritt umzusetzen, sofern man das möchte, denn Visualvest zum Beispiel geht zunächst bewusst einen anderen Weg.

Beim Mehrheitserwerb an einem Robo-Advisor kann man Produkte, Preise und Markenauftritt auch sofort oder nach und nach umsetzen. Allerdings ist die Anzahl der deutschen Robo-Advisors, die gekauft werden können, überschaubar. Etliche der über 20 deutschen Anbieter sind inzwischen recht gut finanziert. Erst wenn ihnen das Geld ausgeht und sie nicht erfolgreich genug sind, um weitere Minderheitsbeteiligungen anzubieten, oder wenn sie sehr erfolgreich und damit sehr teuer sind, werden sie wohl zum Mehrheitsverkauf bereit sein.

Bleibt der dritte Weg der Kooperation, der für die meisten deutschen Banken und unabhängigen Anbieter wohl der attraktivste ist. Er kann grundsätzlich relativ kostengünstig und schnell umgesetzt werden. Allerdings sind die Adaptationsmöglichkeiten bzw. der Auftritt unter eigener Marke und mit eigenem Pricing und damit die Einnahmepotentiale meist beschränkt.

Man kann vor allem zwei Arten von Kooperationen unterscheiden:

  1. Verweis auf externe Anbieter

Verweis-Beispiel Eins: Diesen Weg scheint die KSW Vermögensverwaltung aus Nürnberg mit Scalable zu gehen. Im Vordergrund steht die Kostensenkung. Dabei verweist man potentielle oder aktuelle Kunden, die zu geringe Einnahmepotentiale für die klassische persönliche Vermögensverwaltung oder Beratung mit sich bringen, an den Kooperationspartner. Dafür sollte es einen Anteil an der Gebühr des Robo-Advisors geben. Der traditionelle Anbieter hat dabei in der Regel keinen Einfluss auf das Portfolioangebot und gibt auch die Kontrolle über den Kunden ab. Es dürfte schwierig sein, so Neukunden für den traditionellen Anbieter zu gewinnen.

Verweis-Beispiel Zwei: Meine Firma Diversifikator bietet eine andere Lösung an. Dabei werden Selbstentscheider (z.B. Direktbank- oder Onlinebrokerkunden) aber auch Beratungskunden vom Kooperationspartner auf die stark online-unterstützen Diversifikator-Portfolios hingewiesen, die dann beim oder durch den traditionellen Anbieter umgesetzt werden. 75% der vereinnahmten Gebühren von 1% p.a. auf den Renditeteil der Anlage bleiben beim traditionellen Anbieter und 25% wird an Diversifikator weitergeleitet. Diversifikator erhält keine Anlegerdaten. So bleibt die Kontrolle über den Anleger beim traditionellen Anbieter und auch das Einnahmepotential ist attraktiv. Der Nachteil gegenüber dem ersten Beispiel ist, dass man an so Kunden weiterhin verwalten muss und damit Arbeit und Kosten hat. Das Beispiel Zwei ist daher eher für Kunden geeignet, die man nicht unbedingt dauerhaft verlieren möchte, aber auch für die Gewinnung von Neukunden, denen man moderne, stark online-unterstützte Anlagemöglichkeiten bietet.

2.  Private-Label (PL) Lösungen

PL-Beispiel 1: Nutzung einer existierenden Robo-Plattform unter eigenem Label.  Ich gehe davon aus, dass bei einer solchen Lösung typischerweise nur die Standard-Portfolios vom Robo-Partner angeboten werden und das Pricing durch die direkt vergleichbaren Preise für die Portfolios des Robo-Advisors begrenzt wird. Damit ist das Einfluss- und Einnahmepotential für den traditionellen Partner begrenzt. Allerdings sollte die Lösung relativ schnell und kostengünstig umsetzbar sein. Wenn ein effektiver Schutz der Kunden des traditionellen Anbieters besteht, ist diese Private Label Lösung auch für die Neukundengewinnung geeignet. Allerdings bestehen relativ wenige Differenzierungsmöglichkeiten vor allem im Vergleich zu den Angeboten der Robo-Plattform.

PL-Beispiel 2: Meine Firma Diversifikator bietet eine „Full-Service“ Lösung an. Dabei kann im weitestgehenden Fall ein Robo-Advisor mit dem vom traditionellen Partner gewünschten Branding, Portfolio-und Toolangebot, Service-Level,  IT-Modell und einer passenden Depotbank „compliancekonform auf der grünen Wiese“ gestartet werden. Eine rechtliche, IT- und Prozessintegration ist nicht erforderlich, kann aber jederzeit erfolgen. Das ist eine im Vergleich zur sofortigen Integration relativ schnelle und anders als PL-Beispiel 1 eine voll adaptier- und skalierbare Kooperationsmöglichkeit.

PL-Beispiel 3: Schneller und vor allem kostengünstiger ist es, nur eine eigene Private-Label Webseite aufzusetzen. Damit können Portfolios unter eigenem Label und Pricing angeboten werden. Die sogenannten „most-passive“ Portfolios von Diversifikator sind dafür besonders geeignet, weil sie voll transparent sind. Ausserdem kommen sie mit möglichst wenigen Handelsaktivitäten aus und sowohl Selbstentscheider als auch Berater haben nur sehr wenig Aufwand mit der Implementierung der Portfolios. Im Gegensatz zu den PL-Beispielen 1 und 2 wird dabei auf einen voll automatisierten Serviceumfang verzichtet und alle Anleger werden weiterhin vom traditionellen Anbieter erfasst und betreut.

Traditionelle Anbieter, die Robo-Angebote planen, sollten sorgfältig prüfen, welches Vorgehen für sie am besten ist.

Weiterführend siehe auch folgende Beiträge:

Deutscher Robo-Vergleich: Investmentphilosophien und viele weitere Unterschiede

Robo-Advisors und Banken werden künftig kooperieren (Hybrid-Modelle): Nicht „ob“ sondern „wie“ ist die Frage